Am Ende der Hoffnung?

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emmmbeee Avatar

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Dad Lewis spürt, dass sein Leben zu Ende geht. Frau und Tochter versuchen, ihm den Abschied soweit als möglich zu erleichtern. Der Sohn, im Streit gegangen und seit Jahrzehnten schmerzlich vermisst, erscheint dem Sterbenden nur noch im Delirium. Ein Priester erntet für sein Engagement von der Gemeinde heftige Ablehnung. Eine Liebe, nein, zwei Lieben gehen zu Ende. Das Mädchen Alice hingegen findet Frauen, die sich kümmern und seine eher triste Jugend ein wenig verschönern.

In Rückblenden beleuchtet Kent Haruf das Leben des alten Ehepaares Lewis und seiner Kinder. Er schreibt über Menschen, gescheitert und am Ende ihrer Hoffnungen, dennoch getragen von einer kleinen Gruppe. Wieder führt er uns nach Holt, wo der Leser bereits die eine oder andere erwähnte Person kennt. Der Autor erzählt in ruhigem Ton vom Leben der Menschen, die am Rand der Gesellschaft in sehr bescheidenen Verhältnissen, aber meist zufrieden, ihr Dasein fristen. Der Roman bietet einen hohen Wiedererkennungswert. Diesen Teil von Amerika muss der Autor wohl gut gekannt haben.

Was ich bei diesem Buch von Haruf aber vermisse, ist die unklare Skizzierung des Aussehens der Personen. Man kann sich ein Bild davon machen, was sie denken und empfinden, aber nicht, wie sie äusserlich sind. Und das ist doch ein wesentlicher Bestandteil beim Lesen. So fehlt insgesamt die Farbe, das Bildliche. Vielleicht erscheint mir Holt deshalb als ein grauer, staubiger Ort, an dem ich nicht wohnen möchte. Der Schluss scheint mir etwas abrupt, das Schlusskapitel nicht abgerundet. Lediglich langanhaltende Blizzards und nächtliche Stürme werden angekündigt. Insgesamt wenig Hoffnung am Ende.