Die kostbaren letzten Tage..

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
sk123 Avatar

Von

Klappentext:

Es ist der letzte Sommer für Dad Lewis am Rand der Kleinstadt Holt – die er nie verließ, im Gegensatz zu seinem Sohn Frank, zu dem es keinerlei Kontakt mehr gibt, oder Tochter Lorraine, die nun zur Unterstützung zurückkehrt. Aber es kommen auch neue Gesichter und mit ihnen Geschichten: Die kleine Alice zieht im Nachbarhaus bei ihrer Großmutter ein, und der neue Reverend Lyle hat nicht nur mit den eigenwilligen Anwohnern, sondern auch mit der eigenen Familie zu kämpfen.



Meine Bewertung:

Zum Cover: Das Cover gefällt mir wirklich sehr. Das vom Verlag gewohnt reduzierte Cover drückt die Stimmung des Romanes gut aus. Zusehen ist ein Gemälde einer Landschaft mit einer unterschiedlichen Farbwahl. Auch der Titel ist meiner Meinung nach treffend gewählt worden.

Zum Inhalt: Im Zentrum des Romanes steht Dad Lewis und seine letzten kostbaren Tage, denn Dad Lewis hat vor kurzem von seinem Arzt eine Diagnose erhalten, durch die er weiß, dass er bald sterben wird. Seine Frau Mary versucht es ihm so bequem wie möglich einzurichten. Währenddessen beschließt die Tochter Lorraine für die letzten Wochen ihres Vaters nach Hause zu kommen. Dad Lewis nimmt langsam Abschied vom Leben sowie von seinen Lieben und versucht mit sich ins Reine zu kommen - denn nicht alles in seinem Leben war so, dass er es im Nachhinein nicht anders machen wollen würde. Als der Krebs so weit fortgeschritten ist, bricht seine Frau Mary erschöpft zusammen. Dad's letzter Sommer bringt neben Leid und Tod doch noch ein wenig Wärm, Spaß und Freude. Der Autor zeigt in diesem Buch die eigene Verletzlichkeit und Situationen auf, die im Laufe eines Lebens passieren können. Der Roman thematisiert von Wünschen, Enttäuschungen, Vergebung, Schuld und Hoffnung, aber auch von Loslassen, Dankbarkeit und auch über Selbstreflexion.

Zum Schreibstil: Der Schreibstil von Kent Haruf ist unaufgeregt und recht nüchtern, gleichzeitig jedoch sehr eindringlich, warmherzig, bildlich und sehr einfühlsam. Dieser Schreibstil ist darüber hinaus von viel wörtlicher Rede gekennzeichnet. Dem Schriftsteller gelingt es, mit wenigen Worten viel auszudrücken und anhand seiner Landschaftsbeschreibungen beeindruckende Bilder zu schaffen. Episodenhaft wird von Dad Lewis erzählt, der in seinen letzten Tagen auf sein Leben zurückblickt, das viele glückliche, aber auch weniger glückliche Momente hatte. Die Geschehnisse sind wunderbar in der Gegenwart und auch der Vergangenheit eingefügt, dabei wird auch der Sichtweise unterschiedlicher Personen erzählt. Mit großer Empathie begegnet Haruf seinen Protagonisten, was mich besonders tief berührt hat. Er verwebt das Leben von Lewis mit den Geschehnissen der Menschen in ihm herum. Der Fokus liegt auf der Familie von Lewis, aber auch andere Menschen, die im Ort leben und diesen prägen, spielen eine wichtige Rolle. Da ist beispielsweise die alte Dame, die ihr verwaistes Enkelkind aufnimmt, die ältliche Lehrerin, die nach einer großen Enttäuschung wieder bei der Mutter lebt und alle finden allmählich zu einem inneren Frieden. Der Autor zeichnet ein vielschichtiges und authentisches Bild seiner Protagonisten, die er als Menschen mit Ecken und Kanten darstellt. Der Sterbeprozess von Dad Lewis wird sehr emotional geschildert, was für die Leserinnen und Leser nicht immer einfach ist, da dabei nichts beschönigt wird. Kent Haruf drückt nicht mit Absicht auf die Tränendrüse. Mit einfühlsamen und emphatischen Worten sowie voller Respekt schreibt der Autor von dem, was uns alle eines Tages erwarten wird, dem Tod. Dabei tabuisiert Haruf ihn nicht, sondern holt ihn mitten ins Leben und fordert seine Leserinnen und Leser auf, die kleinen Augenblicke im Leben zu genießen. Der Roman besteht aus insgesamt 39 Kapiteln.



Mein Fazit:

Für mich persönlich ist dieser Roman das erste Buch, das ich von Kent Haruf lesen durfte. Dabei war ich erstaunt darüber, dass es auch das letzte Buch ist, dass der Autor in seinem Leben geschrieben hat. Da der Autor Haruf im Jahre 2014 nach schwerer Krankheit verstorben ist, hat er sicherlich einen Teil seiner eigenen Erfahrungen in diesem Roman niedergeschrieben.

Dieser Roman keine leichte Lektüre und doch konnte mich Kent Haruf überzeugen. Er hat kurz vor seinem eigenen Tod ein so schmerzliches wie wunderbares Buch über das Sterben und dessen Unvermeidlichkeit geschrieben. Dabei tabuisiert Haruf den Tod nicht, sondern holt ihn mitten ins Leben und fordert seine Leserinnen und Leser auf, die kleinen Augenblicke im Leben zu genießen.

Insgesamt gebe ich diesem Roman fünf von fünf Sternen und spreche eine klare Leseempfehlung aus!


Danke an vorablesen.de und dem Diogenes - Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!