es entschleunigt...sehr angenehm

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az09ik Avatar

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Das rund 350-seitige Buch kommt in einem Diogenes-typischen Cover daher. Mir ist es zu bunt und stilistisch, dennoch unaufgeregt und wiederum auch nicht so unangenehm, dass ich das Buch deswegen nicht kaufen würde.
Der Titel klingt wie ein Abschied (aus dem Leben) und ist für den Inhalt sehr passend gewählt. Der (inzwischen verstorbene) Autor war mir vor dem Lesen dieses Buches noch unbekannt. Offensichtlich gibt es jedoch einige wenige Berührungspunkte zu einigen seiner früheren „Holt“-Geschichten über die amerikanische Kleinstadt in Colorado bzw. seine Bewohner.
Das Buch behandelt Fragen und Themen, die man sich möglicherweise als älterer Mensch, der sein Leben gelebt hat und nun dem Tod entgegengeht stellt. Die Hauptperson dieser Geschichte ist Mitte 70 und hat Krebs im Endstadium. Um die letzten Tage und Wochen dieser Person dreht sich die Geschichte und zeigt auf, wie einzigartig aber dennoch gewöhnlich und „unaufgeregt“ die eigene Lebensgeschichte an diesem Ort und in dieser Zeit abgelaufen ist. Gleichwohl wirken die „Dämonen der Vergangenheit“ bis in die Gegenwart zwischen Diesseits und Jenseits hinein. Involviert und verknüpft mit diesem einen Leben wiederum sind insbesondere die Lebensgeschichten und der Alltag der Angehörigen, Kirchengemeindemitglieder, Nachbarn und die der (ehemaligen) Angestellten.
Selbst als junger Mensch kann man etwas über die Wichtigkeit und Bedeutung von seinem persönlichen Sein, Wirken und Handeln für die eigene Gegenwart mitnehmen.
Die vorgestellten Charaktere sind zahlenmäßig übersichtlich. Ich empfinde sie als einen guten Mix bezüglich Alter, Geschlecht und ihrer jeweiligen Vorgeschichte. Sie sind liebenswert und lebensnah dargestellt. Für mich bleiben diesbezüglich am Ende des Buches keine Fragen offen, was ich sehr schön finde. Der Schreibstil ist flüssig, logisch aufgebaut und alles ist gut nachvollziehbar und vorstellbar – ohne den Leser mit zu vielen unnötigen Details zu langweilen oder mit übertriebener Action (in einem Leben) zu überfordern. Aufgefallen sind mir die typisch amerikanische Art von distanzierter Höflichkeit – bisweilen sind die Leute fast zu lieb und nett, und der relativ hohe Stellenwert der Kirche und der örtlichen Gemeinschaft. Nichtsdestotrotz gibt es, wie ich finde, einige Parallelen zum Leben in ländlichen deutschen Gegenden oder auch was manche Charaktere angeht.
Alles in allem liest sich das Buch sehr angenehm. Es entschleunigt und gibt genügend Raum, das eigene Leben und Zeitgeschehen zu reflektieren.