Leise, melancholisch und voller Hoffnung

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mareike.buchliebe Avatar

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Kent Haruf hat eine ganz besondere Art zu schreiben: selbst ein Feuerwerk beschreibt er leise. Die Sprache ist klar, ruhig und schnörkellos. Dadurch entsteht eine ganz besondere Atmosphäre.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich in Holt leben wollen würde, aber dieser Ort hat mich seit "Lied der Weite" in seinen Bann gezogen. Die Bewohner sind liebenswert, haben alle ihre eigene Geschichte und ergeben zusammen Holt.
Bei "Kostbare Tage" war ich sofort von Cover und Titel begeistert, das Buch passt perfekt zum Inhalt: der zurückhaltende, wunderschöne dunkelblaue Leineneinband, das schwarze Titelschild mit der Goldprägung, selbst das weiße Kapitalbändchen ist so schlicht und ergreifend wie Harufs Sprache!
Die Idee von der Geschichte eines letzten Sommers hat mich von Anfang an berührt. Auch das Sterben wird undramatisch und leise geschildert - aber trotzdem realistisch. Diese letzten Wochen von Dad Lewis sind geprägt durch Rückblicke in seine Vergangenheit, er hadert auch mit Fehlern, die er gemacht hat. Die Einschübe aus der Vergangenheit sind ein spannendes Stilelement und auch insgesamt sollte man nicht denken, dass das Leben im Holt ein "skandalloses" Leben auf dem Land ist.
Bei dem kleinen Bezug zu vorherigen Büchern von ihm musste ich lächeln, genau wie an anderen schönen Stellen. Ein paar Mal kamen mir die Tränen. Das Buch ist auf seine eigene Art melancholisch, aber dabei auch sehr hoffnungsvoll. Ich kann alle vier Bücher von Kent Haruf nur empfehlen!