Leises Sterben

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rosenfreund Avatar

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Kent Harufs Werk „ Kostbare Tage“ wurde aus dem Amerikanischen übersetzt und repräsentiert in vielerlei Hinsicht eine typische amerikanische Kleinstadt, mit Bewohnern, die noch niemals gereist sind, aber bei auftauchenden Problemen zusammenhalten und sich gegenseitig helfen. Eigenschaften, die in Deutschland zunehmend verloren gehen. Auch die Funktion der Kirche dort wird gut herausgearbeitet.
Was will uns der Autor aufzeigen? Eine ländliche Idylle mit einfach gestrickten Menschen, die sich in ihr eigenes Schicksal und das anderer Menschen ergeben. Der Autor arbeitet in ruhigen und einfachen Worten die Situation um den krebskranken Dad Lewis, der nur noch kurze Zeit zu leben hat, heraus. Er präsentiert Menschen in ihrem normalen Alltag mit den Problemen, aber auch Freude und Glück. Dabei werden die unterschiedlichen Nachbarn gegenübergestellt.
Das qualvolle Sterben wird detailliert beschrieben und konfrontiert den Leser mit seinem eigenen möglichen „Abgang“. Dad muss sein Erbe regeln. Dabei kommen viele Erinnerungen in sein Gedächtnis, die den Abschied umso schwerer machen. Zwar kümmern sich seine Frau Mary und seine Tochter Lorraine aufopfernd um ihn, aber sein homosexueller Sohn Frank ist vor der engstirnigen Enge der Kleinstadt geflohen und will nichts mehr mit seinen Eltern zu tun haben.
Die Thematik, das Sterben eines Menschen wir gut und unspektakulär in Szene gesetzt. Schuld und Vergebung, Hass, Verbundenheit und Pflichtbewusstsein werden angetippt. Diese Probleme existieren in Jedermanns Leben und machen das Werk universell. Es ist keine einfache Urlaubslektüre, sondern soll, trotz aller Banalität, zur Selbstreflexion anregen.