Melancholisch und so realitätsnah wie kaum ein anderes Buch, aber manchmal etwas langweilig.

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In diesem Buch erleben wir nicht nur die letzten, kostbaren Tage von Dad Lewis, der an Krebs erkrankt ist. Sondern erhalten auch Einblick in das Leben einiger Menschen, die ebenfalls in der Kleinstadt Holt leben. Im Mittelpunkt der melancholischen, ruhigen Erzählung stehen jedoch Dad, Marry, Lorraine und Frank Lewis. Stück für Stück lernen wir diese Familie besser kennen und erfahren durch Erinnerungen und Träume von Dad Lewis viel über die Vergangenheit - vor allem über das, was er bis heute bereut. In seinen Träumen findet eine Art der Aufarbeitung, Verarbeitung statt.


Insgesamt lässt mich die Geschichte zwiegespalten zurück. Ich mag die Art und Weise, wie Kent Haruf Orte, Geschehnisse und Personen schafft. Es wird keine großer Spannungsbogen gesponnen, es gibt keine besonderen Heldentaten oder überraschende Wendungen, es ist eher, als würde man vor Tatsachen gestellt werden - die Beobachtung realer Menschen zu Papier gebracht. Alles wirkt sehr natürlich und echt, was ich für ein großes Talent halte. Doch wirkte die Geschichte manchmal etwas chaotisch, einige Einblicke in das Leben der in Holt lebenden Menschen hinterließen lose Fäden. So gab es Abschnitte, die ich geradezu verschlungen habe, weil ich neugierig war, wie es im Leben der Lewis' oder deren Nachbarn weitergeht. Andere wiederum ließen sich einfach sanft und in Ruhe lesen. Allerdings gab es auch Stellen, die mich eher langweilten, deren Mehrwert für das Buch in seiner Gesamtheit mir sich bis zum Ende hin nicht erschloss.

Alles in allem war es ein angenehmes Buch und mal eine ganz andere, ehrliche und reale Erzählart. Dennoch konnte ich mich nicht alle Einblicke in das Leben von Holts Bürgern begeistern.