„Segen“

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steffi kohl Avatar

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Vom schon verstorbenen Autor Kent Haruf habe ich bisher „Lied der Weite“ gelesen. Kent Haruf (1943–2014) ist ein amerikanischer Schriftsteller. Alle seine sechs Romane spielen in der fiktiven Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado.
Dad Lewis ist 77 , die Kleinstadt Holt hat er nie verlassen. Da erhält er die Diagnose Krebs - dies wird sein letzter Sommer sein.
Die Familie ist gefordert ; seine Frau Mary kümmert sich rührend um ihn , seine Tochter Lorraine kehrt zur Unterstützung zurück. Nur mit Sohn Frank , gibt es keinerlei Kontakt mehr .
Auch die Nachbarn schauen regelmäßig vorbei und stehen helfend zur Seite und erweitern den Kreis der Protagonisten..

Was mir schon bei „Lied der Weite“ gefallen hat: Kent Haruf ist ein brillanter Erzähler, einer der in uns Bilder erzeugt, die wir niemals mehr vergessen.
Aber nicht aufdringlich, nicht dicht gedrängt. Er erzählt kraftvoll und ruhig das Leben wie es ist in einem kleinen Ort, wo einer auf den anderen angewiesen ist, aber alle auch ihre Freiheit brauchen.
Hier scheint die Zeit irgendwie still zu stehen. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze gemacht und die Menschen hier sind nicht zimperlich
Haruf beschreibt seine Protagonisten mit einer behutsamen Distanz und gibt uns somit die Chance auf Abstand oder Nähe zu diesen Menschen. Er gibt damit auch Platz für die Reflexion eigener Erfahrungen und dem Unausgesprochenen zwischen den Zeilen.

Etwas aufregendes passiert nicht wirklich; hat ein Leser geschrieben. Das stimmt; Kent Haruf offenbart kaum etwas aus der Gedankenwelt seiner Protagonisten. Er lässt den Leser eher zum Beobachter der äußeren Ereignisse werden . Haruf ist ein wundervoller Betrachter und Erzähler, aber kein Beschöniger der Umstände.

In " Kostbare Tage " – ein treffender Titel -geht es um Umgang mit Schuld und Verzeihen. Deshalb finde ich den Originaltitel „ benediction“ sogar noch treffender.