Kohärenzprobleme

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marcello Avatar

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"Krähenmann" handelt von der 16-jährigen Waisin Clara Hansen, die durch ein Stipendium die Möglichkeit erhält, auf ein Eliteinternet auf Rügen zu gehen. Da Clara die Welt der Reichen und Schönen fremd ist, tut sie sich schwer dieser Möglichkeit zu folgen, aber sie weiß, dass das Internat ihr später alle Türen öffnen wird. Im Internat angekommen, erfährt sie, dass ein Serientäter sein Unwesen auf der Insel treibt. Dieser wird als der "Krähenmann" bezeichnet und seine Taten scheinen eng mit der Vergangenheit verknüpft zu sein. Clara gerät mitten hinein in das Misstrauen, in die Lügen und Intrigen und plötzlich gerät sie selbst ins Visier des Serienkillers...
Selbst wenn ich eine eigene Zusammenfassung des Buches schreibe, habe ich das Gefühl es mit einem besonders brutalen Psychothriller zu tun zu haben und dann muss ich mich wieder daran erinnern, dass die Protagonistin 16 Jahre alt ist und dass die Zielgruppe auch eher unter Jugendlichen zu finden ist. Dieser Aspekt ist es, der mich dieser Leseprobe gegenüber etwas skeptisch werden lässt. Schon alleine der Prolog ist superspannend, dringt durch die Perspektive des Mörders aber auch in Abgründe vor. Wenn man die Zielgruppe außer Acht lässt, dann ist der Prolog wirklich ein toller Auftakt. Er ist spannend, bietet mit der Mörderperspektive einen Abschnitt, der leider viel zu selten in Thrillern zu finden ist und macht einfach Lust auf mehr. Danach ist man aber wieder in einem typischen Jugendbuch. Ein 16-jähriges Mädchen wird eingeführt, das noch zur Schule geht und somit vor allem auf Gleichaltrige trifft. Somit wird hier die Spannung rasant runtergefahren und man bekommt die Möglichkeit mit Clara warm zu werden. Das gelingt auch sehr gut, weil sie einem durch das schwere Schicksal direkt ans Herz wächst und weil sie direkt die von allen gemiedene Außenseiterin ist, der man einfach nur beistehen möchte. Dennoch merkt man ihr auch eine gewisse Stärke an, die Respekt erfordert. Wenn ich nun Prolog und die ersten drei Kapitel für sich nehme, ist beides für sich sehr gut gelungen, aber in meinen Augen lassen sich die beiden Ausschnitte noch nicht zu einem kohärenten Ganzen zusammenfügen. Ich habe zum einen Sorge, dass "Krähenmann" etwas zu brutal und nervenaufreiben für die Zielgruppe sein könnte oder genau im Gegenteil, dass der Prolog viel mehr verspricht, als der Rest des Jugendthrillers letztlich halten kann. Diese Frage kann aber nur das Buch in ganzer Länge beantworten und so bin ich auf eine Auflösung sehr gespannt!