Umgeformte Realität

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joberlin Avatar

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Das neue Jahr fängt mit einem Knaller an – und für mich ist das der neue Roman "Krass" von Martin Mosebach.

Die ersten Kapitel führen uns zunächst in eine Zaubervorführung, danach geht man soupieren, das "Romanpersonal" wird vorgestellt. Das liest sich flüssig und ist sehr gut und spannend geschrieben, denn noch wissen wir nicht genau: Wer ist Krass?
Herr Jüngel ist so etwas wie sein Sekretär, daraus kann man schließen, dass Krass ein wohlhabender Geschäftsmann ist, der seine Runde bei Tisch und auch sonst ordentlich auf Trab hält.
Jüngel muss "Geschäftliches" abwickeln – spurensicher in bar – und ist überhaupt der große Organisator. Krass' Aussage "Die Kraft eines Genies besteht darin, die Realität seinem Willen zu unterwerfen und nach seinem Willen zu formen" – eigentlich wohl als Definition für den gerade gesehenen Zauberer gedacht – dürfte schon manchem Diktator als Rechtfertigung und Genugtuung gedient haben. Die Umformung der Realität - was ist echt, was ist falsch – das scheint auch das gespiegelte Coverbild zu fragen.
Das letzte Kapitel zeigt den Zauberer Reno mit seiner Assistentin ganz privat im Hotelzimmer. Ist das eine Geschäfts- oder Liebesbeziehung oder beides? Man spricht über Geld und über Künstler und mir gefällt hier der amüsiert-spöttische Ton: "In der avantgardistischen Kunstszene gab es eine Vorliebe für den Belle-Époque-Pomp".

Der Textauszug macht neugierig, nun will ich mir ein ganzes Bild machen. Ich würde mich freuen, das Buch zu lesen und rezensieren zu dürfen.