Bepackt mit Substanz

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sandra falke Avatar

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Die Vermittlungen des Privatermittler Dengler sind Schorlau-Fans bisher gut bekannt – "Kreuzberg Blues" ist bereits der zehnte Fall des Detektiven. Inmitten einer mitreißenden Ereignisfolge wird der Leser vorrangig nach Berlin, doch auch nach Leipzig, Frankfurt und Stuttgart geführt.

Denglers Hauptinteresse gilt der fiktiven Baugesellschaft Deutsche Eigentum AG und ihrer Spitze Sebastian Kröger, der dem "normalen Menschen" seinen Wohnraum entreißt und durch hinterhältige Strategien Mietpreise in die Höhe treibt. Als in einem Wohnhaus Ratten freigesetzt werden, die ein Baby in Lebensgefahr bringen, fangen die Bewohner an, gegen das Unrecht zu protestieren.

Denglers Ermittlungen offenbaren einige brennend aktuelle Tatsachen über den deutschen Immobilienmarkt, beinhalten moralphilosophische Reflexionen zu den Grundsätzen des Kapitalismus – und berühren noch die angehende weltweite Pandemie, da das Buch im Sommer des laufenden Jahres endet. Es ist hochgradig spannend, seine Erkenntnisse zu teilen. Wie Schorlau seine Szenen so aufbaut, dass Ereignisse zeitgleich an mehreren Orten stattfinden, und wie seine Figuren aufeinander zugespielt werden, ist eine kompositorische Meisterleistung.

Es ist fast schon ein zu großes Stück an Inhalt ins Buch gepackt: dass eine Auseinandersetzung mit aktuellen Tatsachen da rein sollte, erläutert der Autor selber im Nachwort, doch ist die Handlung an sich schon recht komplex, und hätte nicht noch ergänzt werden müssen.

Ebenso schienen mir einige Figurenhintergründe überflüssig hinsichtlich ihrer Teilnahme an den Entwicklungen im Roman. Dies könnte natürlich später in Denglers elften Fall angebunden werden.

Allenfalls ist "Kreuzberg Blues" ein wahnsinnig spannender Roman voller Substanz und Nervenkitzel. Krimi-Fans wird es hier an nichts fehlen.