Miethaie in Berlin

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ini11 Avatar

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Der zehnte Band von Wolfgang Schorlau trägt den Titel Kreuzberg Blues und ist, wie von diesem Schriftsteller bereits in seinen vorherigen neun Büchern der Serie bewiesen, ein sehr gut recherchiertes Buch, indem auch

eine spannende Krimihandlung nicht zu kurz kommt. Mit über 400 Seiten bleibt genügend Platz um nicht nur das Generalthema Mietwucher in Berlin ausführlich abzuhandeln, sondern auch Impfgegner oder das Coronavirus in die

Handlung einzuarbeiten, wodurch die Krimihandlung und die Aufklärung eines Mordes, der erst später im Buch vorkommt, stark in den Hintergrund gedrängt wird. Dies hat manchen Lesern nicht gut gefallen und stellt sicher einen großen Unterschied zu den bisherigen Büchern dar, die doch kürzer und präziser geschrieben waren und damit in ihrer Aussage noch wesentlich zwingender. Positiv ist in diesem Buch zu allererst zu vermerken, dass die Handlung von den bekannten, mittlerweile in ihren Eigenheiten und Gewohnheiten lieb gewordenen, Protagonisten, dem Privatermittler Dengler und seiner Lebensgefährtin Olga die es diesmal von Stuttgart nach Berlin verschlagen hat, getragen wird. Die Handlung beginnt, damit, dass eine Berliner Freundin von Olga ernsthafte Probleme mit ihrer Wohnungssituation bekommt. Der Vermieter will um jeden Preis seinen Profit erhöhen und versucht Altmieter um jeden Preis loszuwerden; der Vermieter ist dabei im Vordergrund ein gieriger Einzelunternehmer, im Hintergrund agiert jedoch eine große Fondgesellschaft, deren handelnde Personen sehr wohl von individuellen Einzelinteressen bestimmt werden und dadurch für die Profitgier unserer Gesellschaft, die sich besonders am Wohnungsmarkt zeigt, stehen. Wie von Wolfgang Scherlau gewohnt, ist der Hintergrund außergewöhnlich gut recherchiert und sind harte Fakten kunstvoll in die Kriminalhandlung eingewoben. Dabei scheut der Autor nicht sehr bekannte Akteure zu benennen, so wird beispielsweise eine Fondgesellschaft und ein dabei tätiger Manager jeweils namentlich so wenig verfremdet, dass jeder Leser die Zusammenhänger zur Realität erkennen kann. Wie es Wolfgang Schorlau gelingt Buch für Buch ein spannendes Thema zu finden und so gut zu recherchieren, dass glaubwürdig große Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft aufgezeigt werden, ist immer wieder beeindruckend, aber natürlich auch erschreckend; es wäre zu hoffen, dass seine Bücher weiterhin weite Verbreitung finden.“