thematisch packend, aber stilistisch nicht so homogen wie die vorgänger

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maria4000 Avatar

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habe schon einige schorlau krimis gelesen und fand sie alle anspruchsvoll und politisch brisant, dabei trotzdem unterhaltsam und spannend. eigentlich lese ich kaum krimis oder thriller, aber genau diese mischung macht das besondere an schorlaus bücher aus und hat mich bisher immer ausnahmslos überzeugt. klar, die handlung kommt einem häufiger ein wenig artifiziell um eine unrechtsituation gestrickt vor, aber für mich war eben auch der gut recherchierte polit-thriller das ausschlaggebende und nicht das persönliche liebesglück der protagonisten.

nach "der freie hund" war ich schnell ziemlich enttäuscht. zwar ist auch hier die eigentlich behandelte problematik hochspannend und vor allem auch mit zahlreichen anderen wichtigen themen verknüpft (klima, kunstraub, beziehungen zwischen mafia und is..); nur leider tritt in dieser kollaboration mit einem italienische kollegen die fiktive ebene so häufig und penetrant in der vordergrund, dass man zeitweise leider das gefühl hat, eine italo-romanze in den händen zu halten - obwohl das setting und auch der eigenwillige inspektor natürlich auch ihren eigenen charme entwickeln. ein etwas anderer schorlau also, nur vielleicht nichts für mich, stilistisch.

ähnlich ging es mir manchmal auch mit diesem titel, der nicht nur denglers perspektive folgt, sondern auch zeitweise langatmig und etwas unspannend anderen protagonist*innen bei deren ermittlungen. die thematik ist fraglos hochaktuell und spannend und wieder einmal schafft es schorlau, einen deutschen polit-thriller zu schreiben, der thematisch packend und aufrüttelnd ist. oft konnte ich aber den eindruck nicht abschütteln, dass die rahmenhandlung weniger liebevoll und genau um den realen kontext gestrickt wurden, wie in schorlaus früheren dengler-büchern. das ist vielleicht auch seit "der freie hund" ein gefühl im hinterkopf, die sich so leicht nicht auflösen wird. irgendwie bleibt der beigeschmack bis zum ende erhalten, dass man eigentlich zwei, ein wenig holprig miteinander verbundene geschichten liest.