Herausragendes Debüt - spannend und tiefgründig

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Das Krimidebüt „Kreuzschnitt“ von Øistein Borge ist einer der besten Krimis, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Geschickt verbindet der Autor hier einen brutalen Mord in der Gegenwart mit einem grausamen Verbrechen in der Vergangenheit.

Kommissar Bogart Bull ist immer noch mitgenommen von dem tragischen Unfalltod seiner Frau und Tochter. Nach einem Alkoholentzug endlich wieder im Dienst, wird er von seiner Chefin zu Europol versetzt und soll in Südfrankreich zusammen mit der französischen Polizei in dem mysteriösen Mordfall an dem norwegischen Unternehmer und Kunstsammler Axel Krogh ermitteln. Der einzige Anhaltspunkt ist ein vom Tatort verschwundenes Gemälde von Edvard Munch, das einen Dämon zeigt. Bald führen die Ermittlungen Bull zu einem grausamen Verbrechen, welches vor langer Zeit während des 2. Weltkriegs begangen wurde und das bis in die Gegenwart nachwirkt.

Mit der Figur des Bogart Bull hat Borge einen sehr interessanten und authentischen Ermittler geschaffen. Der Unfalltod seiner Familie wirft ihn total aus der Bahn und er stürzt ab und verfällt dem Alkohol. Nach einem Entzug versucht er gerade wieder sich in sein Leben zurückzukämpfen und in seinem Job wieder Fuß zu fassen. All dies macht die Figur sehr authentisch und auch sympathisch. Ich konnte sehr gut mit ihm mitfühlen. Die anderen Charaktere sind ebenfalls sehr gut ausgearbeitet und wirkten ebenfalls sehr glaubwürdig. Besonders sympathisch war mir auch der französische Kommissar Moulin, mit dem Bull sehr vertrauensvoll zusammenarbeitet und der am Ende fast wie ein Freund für ihn wird.

Im Buch gibt es zwei Erzählstränge. Einmal die Ermittlungen in der Gegenwart im Jahr 2014 und dann die Geschehnisse in der Vergangenheit, beginnend im Jahr 1906 und endend im Jahr 1943. Durch den Wechsel zwischen Gegenwart und den Rückblicken in die Vergangenheit bleibt die Geschichte bis zum Schluss spannend und voller Wendungen. Zunächst weiß man noch nicht, wie beide Ebenen zusammenhängen, erst im letzten Drittel des Buches fügt sich alles zusammen und die verschiedenen Puzzleteile rutschen an die passende Stelle. Die Auflösung am Ende war glaubwürdig und hat mich total überrascht.

Der Schreibstil war sehr angenehm und flüssig zu lesen und ich konnte der Handlung, obwohl sie sehr komplex war, sehr gut folgen. Es blieb auch immer spannend, so daß ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Sehr gut gefallen hat mir auch der historische Aspekt. So habe ich nebenbei auch noch etwas über die französische Résistance im 2. Weltkrieg und bzgl. der Malerei etwas über Edvard Munch und den Fauvismus erfahren.

Dem Kommentar der Zeitung Aftenposten („Ein komplexes, spannendes Debüt“) kann ich mich voll und ganz anschließen.
„Kreuzschnitt“ ist ein überaus spannender und abwechslungsreicher Krimi mit einem äußerst sympathischen Kommissar und einer tiefgründigen komplexen Handlung.
Ich hoffe wirklich sehr, dass es noch weitere Krimis mit Kommissar Bull geben wird.

Dieser Krimi ist ein „Muss“ für alle Krimileser, die skandinavische Krimis mit Tiefgang mögen. Von mir gibt es deswegen 5 verdiente Sterne dafür.