Ein sehr gut recherchierter Wissenschaftsthriller

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schlumbergera Avatar

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Nicht viele Thriller, die sich mit wissenschaftlichen Themen beschäftigen, sind gut recherchiert – aber dieses Buch ist eine löbliche Ausnahme. Mit dem Thema Hirnforschung habe ich mich bisher nicht intensiv beschäftigt, aber Johler flicht seine Informationen so gekonnt und interessant in die Handlung ein, dass ich sie sehr gern gelesen habe und sogar gerne noch mehr darüber erfahren hätte. In seinem Nachwort gibt der Autor seine Quellen an – mit einen Teil davon werde ich mich sicher noch beschäftigen.

Die Quellen geben aber auch an, dass der größte Teil der im Buch genannten, wissenschaftlichen Forschungsergebnisse nicht vom Autoren erfunden ist – und das wiederum ist etwas, was in mir ein ungutes Gefühl zurück lässt. So interessant die Informationen aufbereitet sind, so gefährlich können sie auch im Falle von Missbrauch werden. Johler stellt sich dieser Thematik und in den philosophischen Diskussionen seiner Protagonisten beleuchtet er die unterschiedlichen Seiten und Standpunkte. Auch diese Passagen habe ich geradezu verschlungen.

Das klingt jetzt alles nicht nach einem „richtigen“ Thriller, aber das Buch ist doch einer. Denn zusätzlich zu den schon angeführten Punkten fehlt die Spannung eines Thrillers nicht. Wie Jane und Troller dem Mörder immer näher kommen und selbst ins Fadenkreuz interessierter Kartelle und Geheimdienste geraten, ist hoch spannend beschrieben.

Die Hauptpersonen des Buches (Troller und Jane) sind beide sehr sympathisch beschrieben. In ihren Charakteren ergänzen sich beide hervorragend – Troller verhält sich eher ruhig und zurückhaltend, eher bedächtig, während Jane die antreibende Kraft ist. Ihre Beziehung entwickelt sich im Laufe des Buches weiter, wie auch die Beziehung von Troller zu seiner Tochter Sarah, in der er eine Entscheidung treffen muss, um die er sich lange herumzudrücken versucht.

Die Nebenfiguren sind meistens eher flach charakterisiert, aber das hat mich beim Lesen nicht gestört, denn es geht in diesem Buch stärker um „Gut und Böse“ bzw. „Wie weit darf Wissenschaft gehen“.

Vom Schreibstil her lässt sich das Buch gut und flüssig lesen, ich habe es in nur kurzer Zeit durchgelesen. Die Erzählweise folgt dem chronologischen Ablauf der Dinge, es gibt nur ganz wenig Rückblenden, was mir sehr entgegenkommt, denn Rückblenden holen mich oft aus dem Lesefluss heraus und ich muss mich aufs Neue in der Geschichte zurechtfinden. Aber so war ich beim Lesen immer gut in der Geschichte dabei und habe mich von ihr fesseln lassen.

Nur einen kleinen Punktabzug gibt es für mich in der Geschichte zwischen Troller und Sarah – diese wird in der zweiten Hälfte des Buches in meinen Augen zu sehr vernachlässigt.

Aber alles in allem ist es ein echter Buchtipp!