Journalisten auf philosophischer Mördersuche

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Zum Inhalt:

Jens Johler beschreibt in seinem Buch „Kritik der mörderischen Vernunft“, wie ein Täter, der sich Kant nennt, nacheinander verschiedene Morde an Hirnforschern verübt und dabei aus zunächst unerklärlichen Gründen Kontakt zu dem Wissenschaftsjournalisten Troller aufnimmt und hält. Troller erfährt von den ersten Morden, bevor sie überhaupt geschehen sind, per Email von Kant und setzt sich nun auf dessen Spur. Begleitet wird er von seiner Kollegin und noch Lebenspartnerin Jane Anderson, einer Gerichts- und Kriminalreporterin.

Gemeinsam machen sich die Beiden auf die Suche nach den Motiven, die „Kant“ treiben, und versuchen weitere Morde zu verhindern. Dabei entdecken Sie eine weltweite Verbindung/Verschwörung von Hirnforschern, Ärzten, Philosophen, Pharmaindustrie, Entwicklern medizinischer Apparate und mächtiger Geldgeber.

Meine Meinung:

Mich hat das Buch gefesselt. Es ist gut recherchiert, was der Autor auch noch einmal im Anhang unterstreicht, wo er Realität und Fiktion trennt und seine Quellen benennt. Es ist deutlich zu merken, dass Johler sich mit der Materie intensiv befasst hat. Bei den medizinischen Teilen hat mich das sehr interessiert, bei den philosophischen Diskussionen z. B. im beschriebenen philosophischen Zirkel, war ich teilweise etwas gelangweilt und dadurch überfordert. Hier hätten mir etwas weniger Detailinformationen genügt, aber diese Abschnitte hielten sich zum Glück im Rahmen.

Ansonsten war der Thriller wirklich gut zu lesen. Interessant fand ich speziell die Variante der „Mörderjagd“ aus Sicht des Journalisten. Troller & Jane gehen als Reporter, die immer einen zu schreibenden Artikel im Hinterkopf haben, natürlich anders mit Informationen um, als ein Kommissar in einem normalen Krimi.

Die Entwicklung der Beziehung von Troller & Jane hat mich nicht glücklich gemacht. Für mich blieben hier einige Fragezeichen, warum der Autor das so geschrieben hat. Die Beziehung bildet eine Rahmenhandlung, der auch relativ viel Platz eingeräumt wird und mir auch sehr gut gefallen hat, weil Johler sie einfach gut beschreibt. Allerdings beschreibt er die Gefühle der Beiden immer nur aus deren eigener Perspektive. Hier habe ich als Tüpfelchen auf dem i noch ein Auseinandersetzen der Beiden miteinander vermisst. Ein Dialog findet kaum statt. Vielleicht wäre dann doch noch alles anders gekommen, wer weiß?

Insgesamt würde ich das Buch auf jeden Fall an Krimileser und medizinisch oder philosophisch interessierte Menschen weiterempfehlen. Ich habe einige Denkanregungen bezüglich der Entwicklung der Wissenschaft hin zur Manipulation des Menschen bekommen, habe das Gefühl, dass der Autor sich beim Schreiben wirklich Gedanken gemacht hat und hatte so einfach Spaß beim Lesen. Vielen Dank für das Buch!