Mir ist schlecht..

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... und das liegt nicht daran, dass dieses Buch langweilig, realitätsfern oder abgehoben geschrieben ist, sondern leider an dem genauen Gegenteil - ich fürchte, wir sind von dem Szenario nicht mehr weit entfernt.

Zum Inhalt: Troller, ein Wissenschaftsjournalist, der wegen seiner nicht immer nur fortschrittsglaubenden Seele als "Kassandra" bezeichnet wird, erhält aus heiterem Himmel eine Mail mit kryptischem Inhalt und deutlichem Bezug zu seinem letzten Buch. Als er dem Inhalt dieser Mail nachforscht, gerät er nicht nur in eine Mordserie, sondern auch in eine Verschwörung gigantischen Ausmaßes, die ihn, seine Partnerin und die gesamte freidenkende Welt bedroht.

Zur Aufmachung: Sehr kalte Farben: Weiß, rot und grau in allen Schattierungen. Dazu ein Gittermuster und ein wohl menschlicher Schädel, der keinerlei Eigenarten besitzt. Sehr passend für ein Buch, in dem es um den Wunsch der Kontrolle jedes einzelnen Individuums Kraft der Hirnforschung geht - was zu einer entmenschlichten, kalten Welt führt.

Mein Eindruck: Stellenweise ist dieses Buch sehr schwierig geschrieben und - wenn wohl auch fachlich durchaus korrekt - bestimmt nicht zum "Ich lese mal gerade ein Kapitel" - Lesen geeignet. Dennoch hatte es absolutes Fesslungspotenzial. Troller ist nicht nur der Superman (obwohl die Szene aus der Leseprobe schon einen solchen Eindruck erwecken konnte). Ganz im Gegenteil - er steckt bis zum Schluss eine Menge ein - körperlich und seelisch. Er muss sich seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stellen, zweifelt und kämpft und dass er nicht an allen Fronten siegt, macht ihn sympathisch. Leider sind die wissenschaftlichen und ethischen Diskussionen etwas sehr ausführlich geraten - ich gestehe, dass ich an solchen Stellen immer wieder in Versuchung geriet, querzulesen oder über die Sätze zu schludern. Dadurch wäre mir fast ein Hinweis auf einen möglichen Täter entgangen, was ich dann doch ärgerlich fand. Schade war ebenfalls, dass der zweite Erzählstrang um einen "Erlöser", der in England die Leiden schwerkranker Menschen beendete, nicht fortgeführt wurde. Vielleicht will sich das der Autor für ein nächstes Buch vorhalten - seine Figuren bieten jedenfalls noch genügend Potenzial.

Fazit: Ein gutes Buch mit überzeugender Message, mit dem man manchmal kämpfen muss, dadurch leider nichts für zwischendurch, sondern geeignet, wenn man sich wirklich Zeit zum Lesen nehmen kann.