Science-Thriller der Extraklasse

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Angst kann einem schon überkommen, wenn man das zweite Buch um das Journalistenduo Troller und Jane Anderson liest. Bereits in seinem ersten Buch, übrigens da noch in Zusammenarbeit mit dem Sachbuchautor und Pädagogikprofessor Olaf-Axel Burow, beschäftigte sich der Autor Jens Johler mit der Forschung rund um das Gehirn des Menschen und der kritischen Rolle der Moral in Wissenschaft und Forschung. Ein Thema, dessen Vielfältigkeit wohl auch den Autor nicht zur Ruhe kommen lässt.

Ein Mörder treibt sein Unwesen unter den Hirnforschern. Sein selbstgewählter Name ist Kant, frei nach dem Philosophen Immanuel Kant. Aber nicht nur diesen hinterlässt er auf den Botschaften, die an den Tatorten gefunden werden, sondern auch Auszüge aus einem Buch, welches der Wissenschaftsjournalist Troller minder erfolgreich veröffentlicht hat. Aber das ist bei weitem noch nicht alles. Bereits nach dem ersten Mord an einem bekannten Professor, der sich mit der Erforschung der Spiegelzellen im Gehirn beschäftigt, nimmt er via E-Mail Kontakt zu Troller auf. Doch die Zeit wird knapp. Kant ist nicht zu stoppen und es geschehen weitere Morde.

Bei dem Versuch Kant zu finden und damit die Top-Story zu schreiben, finden Troller und die Kriminalreporterin Jane, immer neue Ansatzpunkte. Zunächst nehmen sie radikale Tierschützer ins Visier, die sich gegen Affenversuche stellen. Aber auch ehemalige Probanden, Gewaltverbrecher und Soziopathen, die von der Hirnforschung ins Unglück getrieben wurden sowie enttäuschte Kollegen, bleiben nicht verschont. Zuletzt wird sogar Troller selbst verhaftet. Doch der Mörder ist jemand ganz anderes und Troller ahnt nicht, dass er ihn schon lange kennt.

Nach der Lektüre des Buches war ich geschockt. Der Autor vollzieht in seinem Buch gekonnt eine Gratwanderung zwischen wissenschaftlicher Betrachtung und schriftstellerischer Fiktion, die erschreckend realistisch klingt. Obwohl ich bei weitem nicht alles verstanden habe, haben mir Wörter wie Gedankenkontrolle, Persönlichkeitsveränderung, Bewußtseinskontrolle oder auch Verhaltenssteuerung immer wieder einen Schauer über den Rücken gejagt und mich nachdenklich werden lassen.

Alles in allem ist "Kritik mörderischen Vernunft" ein hochinteressantes und sehr temporeich geschriebenes Buch über ein aktuelles Thema, das der Autor mit viel Liebe zum Detail recherchiert hat. Mit einer an Perfektion grenzenden Leichtigkeit gelingt es ihm, Spannung mit wissenschaftlicher Aufklärung und Philosophie zu verbinden. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, möchte aber die Leser unter uns warnen, die etwas zartbesaiteter sind.