Werte der Wissenschaft und Grenzen der Forschung

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laleli Avatar

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Ein ermordeter Neurologe und Attentate auf andere hervorragende Hirnforscher, jeweils begleitet von Hinweisen eines geheimnisvollen Unbekannten, der sich Kant nennt, führen den Wissenschaftsjournalisten Troller und seine Lebensgefährtin Jane auf die Spur eines Clubs von Koryphäen der Hirnforschung, die mit ihrem Wissen die radikale Veränderung des menschlichen Hirnes planen.

Eben dies sucht der Unbekannte mit einem ausgeklügelten Plan zu verhindern, wobei er Troller immer wieder mit Zitaten aus dessen eigenem Buch konfrontiert, die er benutzt, um seine Ansichten und Pläne zu untermauern. Kant plant also die Auslöschung der internationalen crème de la crème der Hirnforschung und benutzt Troller gegen dessen Willen als Komplizen und macht in zu einer Figur in seinem Spiel: Er soll die üblen Machenschaften dieses Neurologen-Clubs aufdecken, der Öffentlichkeit zugänglich machen und gleichzeitig der geplanten Hinrichtung der Wissenschaftler auf einem internationalen Kongress quasi als Berichterstatter beiwohnen.

Erst in letzter Minute gelingt es Troller, die Pläne Kants zu vereiteln…

Jens Johler führt uns auf den über 500 Seiten seines Thrillers nach London sowie kreuz und quer durch Berlin, wir besuchen den Philosophenzirkel Trollers und nehmen dort an gelehrten Diskussionen teil, wir sind im akademischen Milieu unterwegs, und bekommen spannende und erschreckende Ergebnisse der Hirnforschung vorgeführt. Die Menschenversuche der CIA kommen ebenso zur Sprache wie die Geschichte der Lobotomie und Versuche mit dem Lügendetektor.

Der Autor ist zwar kein Neurologe, jedoch sowohl im Theater als auch an der Universität zu Hause. Er hat sich um sorgfältige Recherche bemüht und gibt im Anhang dankenswerterweise auch seine Quellen preis, so dass der Leser hier Forschung und Fiktion unterscheiden kann. Wie ein roter Faden zieht sich die Diskussion um den Kant’schen Kategorischen Imperativ und die Moral des Handelns durch das Buch: Kann man mit Hilfe der Philosophie der Wissenschaft Grenzen setzen, wo sie droht, unmenschlich zu werden und welches ist der richtige Weg, dies zu tun?

Wenn mich beim Lesen immer wieder das Gefühl beschlich, ein Drehbuch vor mir zu haben, so ist das eher als Anregung denn als Nachteil zu werden, und dass in den Danksagungen ein befreundeter Drehbuchautor lobend erwähnt wird, hat mich natürlich nur bestätigt. Vielleicht kommt hier ja auch die Theater-Vergangenheit Johlers zum Tragen.

Kurz und gut, das Buch, in dem Krimi, Wissenschaft und philosophischer Diskurs fein in einander verwoben sind, liest sich mit Genuss und Gewinn, wenn auch - das muss abschließend noch erwähnt werden - die Erkenntnisse der Hirnforschung und die Möglichkeiten, die sich tatsächlich daraus ergeben können, bei mir oft für mehr Gänsehaut gesorgt haben als die mord- und actionreiche Handlung.