Einstiegsdroge

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Eine pensionierte Musikdozentin, in deren Haus ein Mord nach ihrem Buchmanuskript passiert, ein junger Mann, der besessen nach dem Opfer gewesen ist und zwei Ermittler, die auf den ersten Blick so gar nicht zusammenpassen wollen, sind die Zutaten zum ersten Teil der neuen Kopenhagen-Thriller-Serie von Katrine Engberg, erschienen im Diogenes-Verlag mit außergewöhnlich schönem Cover.

Die Leiche einer jungen Frau, die erst weniger Monate zuvor im Haus der pensionierten Musikdozentin Esther de Laurenti eingezogen war, wird in ihrer Wohnung gefunden, und die erste Spur führt zu einem Buchmanuskript der etwas exzentrischen Esther, das auf verblüffende Weise dem Tathergang dieses Mordes ähnelt, und das nur online in einer Schreibgruppe diskutiert wird. Die beiden Ermittler Jeppe Kørner und Anette Werner versuchen, den Kreis der Verdächtigen und die ernstzunehmenden Spuren einzugrenzen, während weitere Morde geschehen, streng nach Romanvorlage.

Mit dem Reigen um die verdächtigen Personen, verfolgbaren Spuren und dem Miträtseln beim Lesen handelt es sich eher um einen klassischen Ermittlerkrimi als um einen Thriller, was mir jedoch sehr gefiel. Daneben machen die ausführliche Einführung der Autorin ins Setting und eine umfangreiche Biografie, die den Charakteren von ihr mitgegeben wird, das Buch zu einer hervorragenden Einstiegsdroge für weitere Fälle des Ermittlerduos aus Kopenhagen.

Zwar ist in diesem ersten Band Jeppe privat etwas gebeutelt und psychisch angeschlagen, erscheint gefährlich abgelenkt, sein Handeln umständlich und sich selbst im Wege stehend, so dass seine Partnerin Anette im Vergleich zu ihm souverän handeln muss, doch der background seiner privaten Probleme deutet darauf hin, dass er sich nicht als drogenversumpfter abgehalfterter Polizist durch alle Bände ziehen wird.

Nach einem sehr spannend angelegten Versteckspiel zwischen Polizei und Täter wartet das Buch am Ende mit einer überraschenden Auflösung auf, und auch wenn einige wenige Fragen offen bleiben, weil man als Leser gegen Ende eines guten Krimis hinter jedem kleinen Schatten gerne ein Monster sehen möchte, macht das Buch Lust auf weitere Bände dieses wirklich gelungenen nordischen Krimis.