Kommt nicht an "Secret Academy" heran

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nathi_taiwan Avatar

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Das Königreich Alandra wird gemeinsam durch den kupfernen König und die eiserne Königin regiert. Alle zehn Jahre wird ein einem großen Turnier, dem Kronenkampf, die Nachfolge für den Thron bestimmt, die nur die Person antreten kann, deren Eisen- oder Kupfermagie am stärksten ist. Die Gesellschafterin Fiana hofft, ein ruhiges und unauffälliges Leben im Palast führen zu können, doch durch eine List kommen ihre Fähigkeiten zu Tage, die für immer hätten verborgen bleiben sollen…

Durch den mir bereits vertrauten und sehr angenehm zu lesenden Schreibstil von Valentina Fast habe ich sehr gut in die Geschichte hineingefunden und bin nur so durch die Seiten geflogen. Obwohl ich mir absichtlich nicht den Klappentext durchgelesen habe (um nicht wie bei „Secret Academy unfreiwillig gespoilert zu werden) und somit ohne Vorwissen an das Buch herangegangen bin, hatte ich doch eine ziemlich andere Vorstellung vom Verlauf der Handlung. So ist der Kronenkampf nur ein Teil der Geschichte, was mich sehr überraschte; das Turnier wurde für meinen Geschmack etwas zu schnell abgearbeitet und kam mir daher auch nicht sonderlich gefährlich oder spannend vor. Ich hatte hier mit mehr Angst, Gefahr, Tricks, Betrug, Verrat und allem gerechnet – stattdessen ging es ganz gemütlich zu, hier mal ein Tänzchen, dort mal ein Feuerwerk.

Fiana war zu Beginn eine interessante Protagonistin, weil sie offensichtlich eine ganze Reihe von Geheimissen mit sich trägt, die auch ihre engsten Vertrauten nicht kennen. Zwischen dem love interest, dem Gardisten Kayden, und ihr sprühen schon von Beginn an die Funken. Obwohl die Anziehung zwischen den beiden sehr intensiv durch die Seiten zu spüren war, hatte ich doch immer das Gefühl, dass es eine oberflächliche Liebe ist, weil man der Entwicklung keine Zeit und keinen Tiefgang gelassen hat; nach dem dritten Treffen schwören sie einander schon gefühlt die ewige Liebe, obwohl Kayden zuvor Fiana in eine ungeschickte Lage gebracht hat, die aber nie wieder zwischen den beiden thematisiert wird. Obwohl mir die beiden sympathisch waren, konnte ich nie ganz mit ihnen mitfühlen, beide wirkten einfach nicht greifbar für mich, da ich als Leserin auf 400 Seiten kaum etwas über Fiana (und Kayden) erfahre außer deren gesellschaftliche Position. Was sind ihre Hoffnungen, Träume, Wünsche, Ambitionen? Was macht sie als Person aus? Ich könnte kaum etwas dazu über Fiana und Kayden sagen.

Während es viele interessante Nebenfiguren gab, blieben viele doch zu blass; so hätte ich etwa von König Theon eine stärkere und zentralere Rolle erwartet, immerhin hat er Jahre zuvor den Kronenkampf gewonnen. Auch der Konflikt zwischen Dalia und Fiana fand meiner Meinung nach ein sehr plötzliches und unbefriedigendes Ende, da hätte ich mir eine spannendere Aufarbeitung gewünscht.

Viele Puzzleteile im world-building blieben mir bis zum Ende hin zu unausgereift und zu unrealistisch. Was sind denn beispielsweise die konkreten Aufgaben des Kupferkönigs oder der Eisenkönigin? Das Land schien sich die meiste Zeit selbst zu regieren. Wozu kann die Kupfer- und Eisenmagie eingesetzt werden, wie wird diese Magie in den Alltag der Menschen integriert?

Ich könnte mir daher vorstellen, dass mir die Geschichte besser gefallen hätte, wenn man ihr mehr Raum gegeben hätte sich zu entfalten, etwa in einer zweiteiligen Reihe, in der zunächst der Kronenkampf, das Magiesystem und der Palast im Mittelpunkt gestanden hätten. Im zweiten Teil hätten dann die Bedrohung von außen, die „Anderen“ und die Beziehung zwischen Kayden und Fiana thematisiert werden können. Stattdessen gingen mir viele Entwicklungen im Roman einfach zu schnell, vieles wurde sehr naiv und unausgereift abgearbeitet und mehrere Wendungen konnte ich im Voraus erahnen. So war es alles in allem eine Geschichte mit Potenzial, die aber einige Schwächen mitbringt und in meinen Augen nicht an Valentina Fasts vorherige Jugendromane wie „Secret Academy“ herankommt.