Bereits jetzt mein Jahreshighlight

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Jirka kehrt auf den Hof zurück, wo er die ersten 14 Jahre seines Lebens verbracht hat. Der Ort, der eigentlich Heimat bedeutet, hält für ihn nur schlechte Erinnerung und Schmerz bereit. Diese hat er tief in sich vergraben, doch jetzt drücken sie sich an die Oberfläche. Während er versuch, die Beziehung zu seiner Schwester Malene zu kitten; herauszufinden, wo sein verschwundener Vater ist und wie er zu Familienfreund Leander steht, muss er immer wieder mit der Vergangenheit kämpfen, die hier übermächtig ist.
Auf „Krummes Holz“ von Julja Linhof freute ich mich schon lange. Ich habe verfolgt, wie die ersten Stimmen es gelobt haben und immer öfter das wunderschöne Cover aufgetaucht ist. Ich habe diesem Roman entgegengefiebert und wurde nicht enttäuscht.
Der Ich-Erzähler Jirka ist so nah, erzählt so ungefiltert, dass man sich seinen Emotionen nicht entziehen kann. Mit wenigen, gezielten Worten lässt Julja Linhof Szenarien entstehen, deutet manchmal auch nur an und doch gingen es mir so nah, dass ich das Buch öfter mal zur Seite legen musste. Der Hof, der eine eigene Welt ist, abgeschottet vom Außen, zeigt Jirka immer wieder Grenzen auf, die er glaubte, überwunden zu haben. Hinter jeder Ecke, in jedem Schatten lauert die Vergangenheit, um ihn umzuwerfen und unter sich zu begraben.
„Krummes Holz“ ist ein beeindruckendes Debüt. Sprachlich ist es gewaltig. Würde ich in meinen Büchern Anstreichungen machen, wäre jeder zweite Satz markiert und gerade die Sprache, die gefüllt ist mit Bildern, macht diesen Roman so schmerzhaft und herausfordernd. Ich konnte mich dem nicht entziehen. Nach jedem Zuklappen hallte es noch nach.
Wer einen Feelgoodroman erwartet, ist hier falsch. „Krummes Holz“ ist keine leichte Kost, kein Roman für zwischendurch. Man muss sich darauf einlassen und ich werde es definitiv ein zweites Mal lesen.
Julja Linhofs Debüt zählt bereits jetzt zu meinen Jahreshighlights.