Eine düstere Schilderung des Heimkommens

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malins_dagbok Avatar

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Jirka kommt nach einigen Jahren auf dem Internat zurück in sein Elternhaus, bzw. den Hof seiner Eltern. Doch keinen scheint es zu freuen, dass er wieder da ist, hat seine Schwester Malene doch lang genug auf seine Rückkehr gewartet und auch das Verhältnis zu Kinderfreund Leander ist angespannt.

Der Roman hat keine richtige Handlung. Vielmehr erzählt er von dem Gefühl des Heimkommens, wenn sich eigentlich nichts verändert hat und doch die Spuren der Zeit deutlich werden. Ich möchte hier nichts vorweg nehmen, doch einige Personen der Familie haben sich verändert, trotzdem wirkt alles festgefahren und die Anfangssituation ändert sich kaum. Die Beziehungen zu Malene und Leander sind angespannt und schwierig, was genau dahinter steckt, kommt nur Stück für Stück und eigentlich bis zum Schluss nicht vollständig heraus. Generell bleibt leider alles sehr vage, vieles wird nur angedeutet, soll vielleicht auch Spielraum für eigene Interpretation lassen. Wenn es daneben eine Handlung, eine Auflösung oder einen Spannungsbogen gäbe, hätte ich darüber vielleicht hinweg sehen oder es gut finden können, so fehlt mir einfach etwas. Der Hintergrund, der Verlauf, eine Konsequenz. Die Figuren sind in ihrer Situation gefangen, so wie sie es ihr ganzes Leben auf dem Hof waren. Die Kindheit von Jirka und Malene war alles andere als schön. Die Mutter war früh weg, der Vater und auch die Großmutter hatten keine Liebe zu geben. Es wird von Gewalt berichtet und auch von Übergriffen anderer Art, durch eine andere Person (auch hier möchte ich nicht zu sehr ins Detail gehen). Das macht den ganzen Roman unglaublich düster. Man müsste Empathie mit Jirka empfinden und eigentlich auch mit Malene, jedoch konnte ich in der undurchsichtigen Schilderung von Erinnerungen und Handlungen keine Beziehung zu den Figuren aufbauen. Oft weiß man nicht, ob das Gelesene gerade eine Erinnerung oder quasi die Gegenwart darstellt. Zudem ist nicht ganz klar, was wirklich passiert (ist) und was Jirkas Fantasie entstammt. Das machte es mir sehr schwer zu folgen. Obwohl ich eher eine Schnellleserin bin, habe ich mir hier wirklich Zeit genommen, verschiedene Szenen auf mich wirken lassen, sie erneut gelesen, versucht zu verstehen. Das war nicht von Erfolg gekrönt. Die hochgelobte Sprache des Romans trug viel dazu bei. Ohne Frage ist sie sehr poetisch. Jedoch hätte mir Klartext manchmal mehr gebracht, um zu verstehen, was die Autorin mir sagen will, bzw. was Jirka ausdrücken möchte. Unwichtige Details werden literarisch so ausgeschmückt, dass man das Gefühl hat eher ein sehr sehr langes Gedicht zu lesen. Insgesamt war das leider kein Buch für mich. Es ist düster, es gibt keine Auflösung für das Leid der Hauptfigur, es ist anstrengend zu lesen und alles bleibt distanziert. Ich kann mich den lobenden Stimmen leider nicht anschließen und vergebe 2.5 Sterne, die ich hier zu 3 aufgerundet habe.