Eine intensive Familiengeschichte, in der das Wort kaum Platz hatte

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maesli Avatar

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Klappentext:

„Es ist ein drückend schwüler Sommer, in dem Jirka (Anm. Georg) an den Hof seiner Eltern im Krummen Holz zurückkehrt. Mehrfach hat er die Bitte seiner älteren Schwester Malene ignoriert, ihr gegen den Vater beizustehen. Als Jirka jetzt auf dem heruntergewirtschafteten Gutshof eintrifft, scheint keiner mehr auf ihn zu warten. Vom Vater findet sich keine Spur, und von seiner dementen Großmutter und seiner unversöhnlichen Schwester schlägt ihm eine Wand des Schweigens entgegen. Nur einer spricht mit ihm – Leander, der Sohn des letzten Verwalters. Doch obwohl die Feindseligkeit seiner Schwester kaum auszuhalten ist, lässt sich mit Leanders Nähe noch schwerer umgehen. Zu intensiv sind die Erinnerungen, die sich mit jedem neuen Tag in den Vordergrund drängen. »Krummes Holz« erzählt mit flirrender Intensität von der Kraft eines Geschwisterbandes in einer glücklosen Kindheit und darüber, wie zwischen all den enttäuschten Hoffnungen die Liebe zu finden ist.“

Meine persönlichen Leseeindrücke

Der Roman fängt gut an und obgleich die junge Autorin der Handlung eine unheilvolle Stimmung aufgebrummt hat, finde ich die Geschichte interessant. Das ändert sich aber noch in der ersten Hälfte des Buches, denn irgendwo zwischen den Zeilen verliere ich Aufmerksamkeit und die Anteilnahme an Georgs Leben.

Georg hat ein schweres Leben hinter sich und auch die Zukunft scheint keine Linderung zu versprechen. Jedes Mal, wenn ich Georgs Verzweiflung spüre, hoffe ich auf eine erlösende Wendung in dem von Tristesse triefenden Geschehen, doch immer wieder werde ich vertröstet und enttäuscht. Nach ca. 2 Drittel des Romans weiß ich ungefähr wohin die Reise führt, doch erkenne ich keine rechte Auflösung und die Spannung, die im ersten Drittel aufgebaut wird, verliert allmählich an Kraft. Da kann der Clou, der dann doch noch kommt, nicht mehr viel ausmachen. Das Problem ist nämlich, dass die Autorin so lange auf dem Schmerz des jungen Mannes herumreitet, bis sie die Sachlage nicht nur auserzählt, sondern in mir eine ablehnende Haltung gegenüber der Hauptromanfigur erzeugt hat. Georg wirkt statisch, keine Veränderung wird in ihm oder um ihn herum spürbar. Das ist für mich der große Schwachpunkt des Romans, der doch viel mehr hergeben könnte und sprachlich durchaus punktet.

Fazit

Krummes Holz der jungen Julja Linhof erzählt von einem jungen Mann, der, umgeben von Schweigen, seinen Platz in der Familie und in der Gesellschaft finden muss. Obwohl sprachlich durchaus ansprechend geschrieben, fehlt jene Veränderung, die dem Roman Dynamik und Spannung geben hätte können.