Einsamkeit in der Familie

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throki Avatar

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Ich gebe zu, dass mir die Rezension dieses Buches schwer fällt.
Einerseits ist da diese wunderbare, präzise und unsentimentale Sprache, in der Julja Linhof Vorgänge und Emotionen beschreibt, dann aber auch wieder diese deprimierende, manchmal wirre Handlung, die es schwer macht, das Buch durchzulesen.
Jirka ist mit seiner Familie auf einem großen Bauernhof am Rande der Soester Börde aufgewachsen. Mit 14 Jahren kam er in ein Internat und hat seitdem sein Elternhaus nicht wiedergesehen. Obwohl seiner Schwester Malene das Leben auf dem Hof zu schwer wird und sie sich um die demente Großmutter und den gewalttätigen Vater kümmern muss, hat Jirka ihr nicht beigestanden. Mit 19 wagt er endlich den Schritt zurück und muss sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Dabei trifft er auch auf Leander, in den er damals heimlich verliebt war.
Das Buch ist so düster und manchmal erschütternd, dass ich manchmal kaum weiterlesen wollte. Es ist heiß, es ist trocken, aber die Herzen der Beteiligten sind kalt und verhärtet und sie bleiben stumm, wo sie dringend reden müssten. Und immer wieder fragt man sich, wo der Vater geblieben ist.
Einerseits hat mich das Buch fasziniert wegen der wunderschönen Sätze, dann aber auch wieder abgestoßen, weil es so hoffnungslos war.
Also ein sehr zwiespältiges Fazit!