Leise, langsam ... fulminant

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
merkurina Avatar

Von

Das Cover zeigt einen flirrenden Sommer, in dem der Blick zu verschwimmen scheint. Bei aller farbigen Helligkeit drückt es auch etwas Bedrohliches aus. Das ist auch die Stimmung in diesem Buch, das eher schwierige Momente sammelt als sommerliche Leichtigkeit.
Anfangs fiel es mir nicht immer leicht, die Ereignisse und Personen zu verorten. Als Jirka zurück an seinen Heimatort kommt, schreibt sich der Text direkt aus seinem Gedankenstrom heraus - und in diesem verschmelzen Erinnerungsfetzen und Gegenwärtiges so sehr, dass das Lesen die Orientierung verliert.
Nur nicht aufgeben! Es lohnt sich! Langsam, wie in einer immer größer werdenden Spirale, entfaltet sich die schwierige Welt, in der die wenigen Personen des Romans lebten und leben. Im letzten Drittel des Romans zeigen sich Rohheit und Zartheit in enormer Reinform, eingewoben in Sprache, die sogar das viele nicht Erzählbare spüren lässt.
Die Komposition dieses Romans ist einzigartig. Dass eine recht junge Frau so sehr die Perspektive eines gerade erwachsenen Mannes, der sich unter anderem seinem Begehren zu stellen versucht, einzunehmen vermag, verblüfft mich. Es kommt mir sehr bewundernswert vor. Lesen auch männliche Leser - egal ob sie sich eindeutig hetero fühlen oder eher queer - dieses Buch? Würden sie sich gesehen fühlen - verstehen können?