Verwirrender Start - Überraschende Wendung

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lesemanege Avatar

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Jirka kehrt nach fünf Jahren, mehr oder weniger freiwillig, zurück nach Hause auf den Hof seiner Familie. Wie viel sich in dieser Zeit verändert hat, merkt er immer wieder an den kleinen Situationen des Alltags, an denen er keinen Anteil mehr hat, an der Stille zwischen ihm und seine Schwester. Umso länger er da bleibt, desto stärker kommen Erinnerungen wieder hoch, die er so lange verdrängt hat.

Krummes Holz ist eine sehr einnehmende Familiengeschichte, die viel Unausgesprochenes und Bedrückendes enthält. Was mich sehr berührt hat, waren die Zwischentöne in der Entwicklung des Verhältnisses zwischen den Geschwistern. Wie sie sich auseinander gelebt haben, voneinander entfernt, obwohl sie sich doch einst so nah waren, fand ich sehr gut ausgearbeitet.

Wütend und fassungslos machten mich die vielen Grausamkeiten, die die Geschwister in ihrer Kindheit ertragen mussten und die damit einhergehenden Traumata. Wie tief solche Erfahrungen sitzen und welch elendig langen Einfluss sie auf die Opfer haben, ist so unfair und tiefgreifend - die Machtlosigkeit, das Ausgeliefertsein ist schwer zu verdauen.

An anderen Stellen hätte ich mir mehr Ausarbeitung, mehr Tiefe gewünscht: Die Todesumstände der Mutter, die Bedeutung der Heila und auch die Rolle des Vaters, der nicht zu Wort kommt, ließen viele Fragen und damit auch Zusammenhänge offen, die definitiv interessant gewesen wären und für mich zu viel Raum zur Interpretation gelassen haben.

Beim Aufbau selbst war mir manchmal nicht ganz klar, wann ich mich in einer Rückblende und wann in der Gegenwart befinde. Auch wäre es schön gewesen, wäre grade in der ersten Hälfte der ein oder andere Handlungsstrang etwas früher aufgemacht worden. In seiner jetzigen Form ist es schwer, in diesen Roman reinzukommen und manch einen Zusammenhang zu greifen. Der zweite Teil hingegen ist stark und birgt eine Wendung, mit der ich tatsächlich überhaupt nicht gerechnet hätte.