Ein leckeres Buch!

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satine2204 Avatar

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Angel lebt mit Ihrem Mann in Kigali, der durch den einige Jahre zurückliegenden Völkermord geschüttelten Hauptstadt von Ruanda. Wie auch viele andere Freunde und Bekannte von Ihr, hat das Leben ihr mitgespielt: Ihr Sohn und ihre Tochter starben beide sehr früh und nun ist es an Ihr und Ihrem Mann, die 5 Enkelkinder zu erziehen. Glücklicherweise ist Angel als Kuchenbäckerin sehr erfolgreich, in der ganzen Stadt ist sie bekannt für Ihre wunderschönen, fantasievollen Kuchen.

Jedes Kapitel des Buches widmet sich grob einem Anlass, für den Angel einen Kuchen backt, und in jedem Kapitel kommt sie auch mit neuen Menschen in Kontakt. Hinter jedem Kuchen steht ein Mensch, und hinter diesem eine meist traurige und tragische Geschichte über Krankheit, Tod und verlorene Menschen.

Aber "Kuchen backen in Kigali" ist keineswegs ein trauriges Buch. Denn Angel schafft es auf ihre Art, den Menschen denen sie begegnet Hoffnung zu geben, sei es durch Worte oder auch durch Taten.

Gaile Parkin weiss worüber Sie schreibt, und das merkt man. Parkin hat selber jahrelang in verschiedenen Ländern Afrikas gelebt und ist jetzt als Beraterin für Frauenrechtsfragen und HIV tätig. Trotzdem habe ich mich an einigen Stellen des Buches über Angels Engstirnigkeit und ihre altmodische Einstellung aufgeregt. So geht sie zum Beispiel zu der Beschneidung eines Mädchens -  mit gemischten Gefühlen zwar, aber sie erhebt nicht wirlich Einspruch. Oder sie findet es in Ordnung, dass ein Mann eine ihm angeheiratete Frau Ihren Eltern zurückgeben darf, wenn sie keine Kinder kriegen kann. Aber schliesslich darf man während des Lesens über die so moderne Angel nicht vergessen, dass das Buch in Ruanda spielt, wo immernoch ganz andere Regeln gelten, als in Europa - sein die Bewohner in manchen Dingen noch so modern und aufgeschlossen. Parkin gestaltet Angel also genau richtig, als offene Frau die aber nur so sein kann wie sie ist, auf Grund Ihres Umfelds und des Landes in dem sie lebt.

"Kuchen backen in Kigali" ist ein so warmes Buch, das vorsichtig in eine ganz andere Welt eindringt. Es geht um Kuchen, aber es geht vielmehr um die Geschichten und Menschen dahinter. Wundervoll zu lesen, nicht anstrengend und nicht kopfzerbrechend. Es eröffnet eine neue Welt mit all Ihren negativen Seiten, aber das Buch bringt einen nicht zum weinen, sondern, ganz wie Angel es wollen würde: Zum nach vorne schauen.