Ein richtiges Wohlfühlbuch

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**Inhaltsangabe:**

Angel Tungaraza lebt in Kigali/Ruanda und verdient ihren Lebensunterhalt, indem sie ihre berühmten Kuchen backt. Viele Menschen bestellen bei ihr, sowohl Einheimische als auch Ausländer, und mit jedem Kuchen erfährt der Leser eine kleine Geschichte über das Fest, für das der Kuchen gebacken werden soll. Da gibt es eine Hochzeit, eine Taufe, ein Willkommensfest, eine Konfirmation, eine Silberhochzeit u.s.w. Angel lässt sich die Geschichten erzählen, hört zu und gibt Rat, und lernt auch schließlich, einer schmerzlichen Wahrheit, die ihre Familie betrifft, ins Gesicht zu sehen.

**Der erste Satz:**

„Genau so, als würde man einen Eimer Wasser auf ein Herdfeuer gießen – erst der elementare Schock, dann ein zorniges Zischen und schließlich ein nach der glühenden Hitze umso abrupteres Erkalten –, genau so erlosch durch das Foto, das sie nun betrachtete, in ihr jede freudige Erregung.“

 

**Meine Meinung zum Buch:**

 

Alles in allem hat mir das Buch schöne Lesestunden beschert. Das Tempo im Buch ist gemächlich, aber nie langweilig, und genauso gemächlich und entspannt las ich mich durch die Geschichten, die sich um Angel und ihre Kunden drehten.

 

In jedem Kapitel des Buches wird ein jeweils unterschiedlicher Kuchen bestellt und gebacken. Wir erfahren in dem Kapitel dann auch etwas über das Fest, zu dem der Kuchen gebraucht wird und über die Menschen, die sich bei diesem Fest treffen wollen. Es sind schöne, lustige und auch traurige Geschichten, und Angel, die Hauptperson des Buches, hat für jeden ihrer Besucher Zeit und eine Tasse Tee übrig. Überhaupt spielt neben den Kuchen der Tee eine wichtige Rolle – beim Lesen habe ich daher auch einige Kannen davon trinken müssen. Hier ein sehr schönes Zitat dazu: "Ich weiß, dass Sie lieber Kaffee trinken, aber wenn jemand sich grämt, hilft nur Tee. Wenn jemand unglücklich ist, ist Tee wie die Umarmung einer Mutter."

 

Obwohl es in jedem Kapitel um jeweils andere Menschen geht und damit für eine Charakterisierung wenig Zeit zur Verfügung steht, haben diese Menschen sehr individuelle Züge und wir lernen viele Facetten ihres Wesens kennen. Dies ist der Autorin wirklich gut gelungen. Angel selbst und ihre Familie erhält dabei die tiefste Charakterisierung und deshalb sind mir diese Personen natürlich auch am meisten ans Herz gewachsen. Aber auch die meisten von Angels Gästen waren mir sehr sympathisch und ich habe mich mit ihnen über ihre Feste und Kuchen freuen können.

 

Natürlich gibt es auch Wehmutstropfen. Die Geschichte Ruandas und der noch gar nicht so lange zurück liegende Genozid an den Tutsis wird in den Erzählungen von Angels Kunden thematisiert, und auch die Tatsache, dass AIDS eine der Haupt-Todesursachen ist, wird nicht verschwiegen: "Viele Großeltern sind heute in dieser Lage. Unsere Kinder werden uns genommen, und wir werden für unsere Enkel wieder zu Eltern. (...) Es kann eine Kugel sein. Es kann der Blutdruck sein. Aber in den meisten Fällen ist es der Virus."

 

Trotzdem ist die Grundstimmung des Buches optimistisch. Teilweise war mir das etwas ZU optimistisch, was manche Geschichte etwas unglaubwürdig und märchenhaft machte. Bei einer Geschichte geht es um die Beschneidung eines Mädchens, und hier hat sich meiner Meinung nach die Autorin zu sehr aus der Brisanz des Themas herausgemogelt – auf Kosten der Realitätsnähe, aber zugunsten einer witzigen und einfallsreichen Lösung. 

Mir hat dieses Buch gut gefallen, es war für ein richtiges Wohlfühlbuch. Wer die Mma Ramotswe-Bücher von Alexander McCall-Smith mochte, wird dieses Buch auch mögen.

 

Grüße von Annabas ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)