Ganz besondere Kuchen in Kigali

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Angel betreibt in Kigali ein kleines Backgeschäft. Sie backt Kuchen auf Bestellung, und jeder ihrer Kuchen ist etwas Besonderes, denn er ist genau auf den Beschenkten und das zu feiernde Ereignis zugeschnitten. Jede Bestellung bespricht sie mit dem Auftraggeber bei einer Tasse Tee und erfährt dabei manche spannende Lebensgeschichte. Genau deswegen wird ja jeder Kuchen etwas ganz Besonderes. Der Leser taucht mit ihr in die unterschiedlichsten Erzählungen ein. Angel berät, tröstet, hört zu, weiß Rat, und immer wieder trägt ihr Reaktion dazu bei, dass alte Wunden verheilen können. Immer aber ist sie mit Herz und Verstand dabei.
Angel ist eine mitten im Leben stehende Kuchenbäckerin, die so ganz nebenbei als unentgeltliche und selbsternannte Sozialarbeiterin tätig wird. Doch ihr Eingreifen ist so feinsinnig, dass es nicht übergriffig wird. Trotz der vielen erschütternden Geschichten in dem Buch bleibt die Protagonistin heiter und vertraut auf ihren gesunden Menschenverstand. Manches Mal hat mich jedoch der etwas betuliche Schreibstil gestört, wäre dieser genauso, wenn die Hauptperson eine weiße Europäerin wäre?
Das Buch beschreibt sehr anschaulich die Lebenssituation der Menschen in Ruanda, die mit viel Leid in ihrem Leben zurechtkommen müssen. Der Leser erhält hier einen guten Einblick in den Alltag der multikulturellen Gesellschaft in Kigali. Das macht das Buch lesenswert für alle, die sich für die Überlebenden des Genozids interessieren.