Tee und Kuchen gegen Sorgen

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mazapán Avatar

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Angels Leben ist nicht einfach. Sie hat vieles durchgemacht und trägt die Verantwortung für eine große Familie. Trotzdem ist sie eine Quelle guter Laune und Harmonie. Sie ist eine erfolgreiche Konditorin und mit ihrer Bäckerkunst macht sie ihre Kunden glücklich.
Für Angel kann ein Kuchen die Lösung eines Problems sein. Für sie ist ein Kuchen nicht nur der Bestandteil einer Feier, ein Kuchen kann ihr das Herz eines Menschen öffnen, denn Angel backt sehr individuell und passend zu den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Kunden. Wenn man bei Angel einen Kuchen in Auftrag gibt, muss man Zeit mitbringen. Man bekommt Angels Lieblingsgetränk serviert, Kardamom-Milchtee, so wie man ihn in ihrer Heimat Tansania trinkt, und beim Teetrinken kann man sich lange und entspannt unterhalten. Es kann auch sein, dass man am Ende nicht nur ein Kuchengeschäft geschlossen hat, sondern auch, dass man ein bisschen glücklicher geworden ist oder dass man seine Sorgen und Probleme aus einer anderen Perspektive sehen kann, und zwar aus einer optimistischeren.

"Kuchen backen in Kigali" von Gaile Parkin ist eine Geschichte voller Hoffnung und Freude an den kleinen guten Sachen im Leben. Dafür hat die Autorin Ruanda als Handlungsort gewählt, ein Land, dessen Bewohner lernen mussten, mit den Folgen von Kriegen und Genozid zu leben und einen neuen Anfang zu wagen.
Sehr schön beschrieben werden der Alltag in Kigali und die durch den Einsatz von Friedenskräften entstandene Multikultur. Aber über die dunklen Seiten wird auch berichtet: Misstrauen, Fremdenfeindlichkeit, Armut.
Und Angel leistet ihren Beitrag für die Verständigung, ihre Mittel sind Gespräche, Geduld, Tee und Kuchen.
"Kuchen backen in Kigali" hat bei dem Leser dieselbe Wirkung. Auch wenn man ab und zu das Gefühl hat, dass die Autorin ihre Figuren "gezwungen" hat, über ihre Schicksale zu erzählen, ist es eine nette, unkomplizierte und erfrischende Lektüre, bei der man die Entstehung einer Liebe zu Afrika spürt.

Besonders herzlich fand ich die Szenen, in denen Angel den süßen Kardamomtee für ihre Gäste zubereitet. Sie sind gleichzeitig eine genaue Kochanleitung. Natürlich konnte ich nicht widerstehen und habe für mich den Tee gekocht und während des Lesens getrunken.
Ich könnte behaupten, ich war bei Angel in Kigali.