Das Leben des Kühn und der Anderen

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quatschpanda Avatar

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Martin Kühn kommt auch nach seiner längeren Regenerationsphase nicht zur Ruhe. Seine Frau benimmt sich komisch und scheint etwas zu verdächtigen. Zu seinen Kindern findet er irgendwie keinen Zugang. Sein Haus ist nichts mehr wert, seit sie altes Nazi-Gift im Keller gefunden haben, und die Versicherung schert sich nicht drum. Sein Kollege hat Ambitionen, ihn auf der Karriereleiter zu überholen. Und dann führt ein Mordfall ihn in eine sonst vermeindlich so heile Welt. Die van Hautens haben alles. Zwei tolle Kinder. Geld. Viel Geld. Eine Villa. Koi-Karpfen. Austern. Und einfach verdammt viel Charme, der Kühn einfängt und fasziniert.

Nur Amir passt nicht in diese so heile Welt. Trotzdem hat die Familie ihn liebevoll aufgenommen, seit Mama van Hauten ihn in ihrer Wohltätigkeitsorganisation kennengelernt und sich Tochter van Hauten in den vorbestraften, armen Jungen verliebt hat, der nun zusammengeschlagen tot auf einer Bank gefunden wurde.

Jan Weiler, der Autor sonst eher lustiger Bücher wie dem Pubertier, hat es auch mit dem zweiten Kühn-Band geschafft, eine eigene Welt zu kreieren, die in sich selbst so abgeschottet und fiktional wirkt und trotzdem allerlei reale gesellschaftliche Themen und Probleme aufgreift. Die Einblicke in das chaotische Gedankenkarusel Kühns sind einfach faszinierend, die Handlungsstränge gekonnt verwoben und sprachlich fesselnd umgesetzt. Wahrlich mehr ein Gesellschaftsroman als ein Krimi, und trotzdem mit den fesselnden Elementen eines solchen.

Ein spannendes Buch, das ich regelrecht verschlungen habe. Einzig wäre mir der Zugang zu einigen Charakteren wohl leichter gefallen, wenn das Lesen des ersten Bandes bei mir noch nicht ganz so lange hergewesen wäre. Aber natürlich darf sich der Autor Zeit lassen, gut Ding will Weile haben, und das warten hat sich in diesem Fall definitiv gelohnt.