Kühn ermittelt Mord und Erpressung

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Martin Kühn hat einen neuen Fall. Die Leiche eines jungen Mannes wurde an einer Bushaltestelle in München gefunden. Irgendwas passt nicht zusammen, ahnt der Kriminalkommissar. Seine Ermittlungen führen ihn in ein nobles Stadtviertel und zu einem Verein, der Menschen mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft integriert. Das Opfer Amir Bilal bewegte sich zwischen den beiden Welten. Aber Kühn hat auch eine Menge Ärger. Vor allem zu Hause auf der Weberhöhe hängt der Haussegen schief. Zwischen ihm und Ehefrau Susanne scheint das einstige Feuer erloschen. Außerdem wird der Supermarkt erpresst. Ein Mädchen wird mit Joghurt vergiftet. Ausgerechnet mit dem Hauptverdächtigen hat Susanne engeren Kontakt.

Der zweite Fall für Martin Kühn befasst sich mit der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Amir Bilal kam in das Freizeitzentrum und fand Gefallen an den Aktionen und vor allem an Julia. Jan Weiler erzählt mit viel Fingerspitzengefühl über die aufkeimende Liebe der Teenager. Julias Familie gibt sich weltoffen und vorurteilsfrei. Sie wohnen in einem schicken Haus in einem Nobelviertel. Auch Amir geht dort bald ein und aus. Je mehr darüber bekannt ist, desto mehr ahnt der Leser, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Dieser Eindruck zieht sich auch durch andere Haushalte. Zum Mordfall ermittelt das Team der Kriminalpolizei noch um die Erpressung des Supermarktes. Die Motivation hinter der Tat wird nachfühlbar beschrieben.

Kühn selbst hat ebenfalls Sorgen. Auch hier kann der Autor mit ruhigem Erzählstil die richtige Stimmung vermitteln. Man spürt die Zerrissenheit zwischen Idealbild und Wahrnehmung der Realität des Protagonisten. Er hätte so gerne eine zufriedene Familie, in der er als Mitglied angenommen ist. Er fühlt stattdessen den Abnabelungsprozess der Kinder und die schwindende Leidenschaft seiner Ehefrau. Die privaten Gedanken wirken authentisch und lassen die Figur des Kommissars wie einen Mann von nebenan erscheinen. Die Weberhöhe in München ist fiktiv, ebenso wie einige andere Ortsnamen. Dennoch kam es mir als Ortsfremde immer so vor, als hätte ich sie schon früher mal gehört.

Mit Martin Kühn hat Jan Weiler einen Antihelden geschaffen, der die Welt dennoch verbessern will. An dieser selbstgestellten Aufgabe scheint er immer wieder zu verzweifeln. Dabei ist der clevere Kommissar doch auf der richtigen Position. Seine Ängste und Zweifel zeigen eine menschliche Figur, mit der sich viele Leser identifizieren können. Ab und zu gerät die Aufklärung des Verbrechens dabei fast in den Hintergrund. Krimi kann auch ruhig, wenn die Sprache überwältigt.