Scheinwelt

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Amir Bilal wurde erschlagen, wie eine Ratte liegt er an der Straßenbahnhaltestelle in Großhessellohe bei München, meilenweit weg von seinem Zuhause in Neuperlach und Lichtjahre weg von seiner gesellschaftlichen Herkunft. Martin Kühn stößt als ermittelnder Kommissar bald auf die Familie van Hauten in Grünwald, dem Viertel Münchens, in dem das Geld zu Hause ist. Amir war mit der Tochter des Hauses befreundet und wurde allem Anschein nach akzeptiert , ja sogar fast als eigener Sohn in die Familie aufgenommen. Kühn erscheint alles zu perfekt, doch er ist auch fasziniert von dieser Welt der Leichtigkeit. Dabei hat er selbst in seinem einfachen kleinen Beamtenleben in einer Familie mit zwei Kindern größte Probleme: seine Kinder werden älter und entfremden sich, seine Frau scheint fremd zu gehen, sein mühsam abzuzahlendes Eigenheim steht auf kontaminiertem Grund und letztlich läuft es auch im Beruf mit seiner Beförderung nicht rund. Und dann soll er in all seiner Arbeit auch noch zu einem Gesundheitscheck.... Als ihm bei einer Fortbildung dann noch eine junge Kollegin über den Weg läuft, bricht die midlifecrisis vollends aus. Dabei behält bei Kühn dennoch sein scharfer Verstand im Fall Amirs die Oberhand und endlich merkt er, was man mit Geld alles kaufen kann und was eben nicht...
Jan Weiler hat hier einen richtig guten, auch psychologisch durchdachten Krimi geschrieben. man merkt von seinen sonstigen belletristischen Büchern her, dass er ein guter Beobachter ist, der Menschen lesen kann. In diesem Krimi kann er seine Talente ausspielen, jede Person ist glaubwürdig, auch wenn einem die gesamte Familie Hauten in ihrem Tun letztlich unglaublich erscheint. Als einziges kleines Manko erschien mir die Liebesgeschichte mit seiner Kollegin, die Ausführlichkeit dieses Abenteuers hat die Geschichte kurz ausgebremst.
Großen Respekt auch für das wunderbare Buchcover. Das ist realistisch gestaltet und spiegelt förmlich zwei Welten wieder, samt den im Teich wohnenden Kois.
Dies ist der zweite Band mit Kommissar Kühn und er hat mir sogar noch besser als der erste gefallen !