Hart aber hart !

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La Louisiane von Julia Mayle

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt Frankreich im Jahre 1720, indem es 90 gebärfähige Insassen einer psychiatrischen Anstalt in die französische Kolonie in Amerika schickt, die uns heute als der amerikanische Bundesstaat Louisiana bekannt ist. Man ist die Frauen los und in Übersee werden sie dringend gebraucht um in der jungen Kolonie französische Nachkommen zu gebären.

Im Zentrum des Romanes stehen die aufmüpfige zwölfjährige Charlotte, die durch ein Muttermal entstellte verstoßene Adlige Pétronille und die „Engelmacherin“ Geneviéve , drei denkbar unterschiedliche Frauen. Das Leben ist hart und geprägt vom unbarmherzigen Willen der Kolonisatoren, sich das Land ohne Rücksicht auf die ursprünglichen Bewohner mit kriegerischen Mitteln Untertan machen und einmal mehr wird einem als Leser bewußt, dass sich dieser Staat, dieses Land, das sich so stolz und selbstgefällig die Vereinigten Staaten von Amerika nennt, nichts anderes ist als räuberische Beute ursprünglich europäischer Imperialisten.

Die Erzählweise ist alternierend überwiegend aus Sicht der drei Protagonistinnen. Das Lesen mag für manche aufgrund der Sprache und der etwas langatmigen Erzählweise ein wenig anstrengend sein. Die Autorin legt mehr auf etwas distanzierte und neutrale Beschreibung wert, als auf den Aufbau eines Spannungsbogens, der Roman ist also im eigentlichen Wortsinne historisch.

Alle drei Frauen versuchen sich mit Ihrer eigenen Strategie, den Widrigkeiten und Härten des dortigen Lebens zu widersetzen und dennoch ihre Hoffnung nicht aufzugeben.

Zwangsverheiratet und quasi nur dazu bestimmt kleine Franzosen und Französinnen zu gebären, bleibt Ihnen wenig Spielraum für weibliche Selbstverwirklichung, wie sie uns heute so selbstverständlich ist.

Für mich eine interessante Leseerfahrung, hatte ich mich doch gleichzeitig in einer Leserunde mit Menschen auszutauschen, die sich aufgrund von Worten wie „Bürgersteig“ oder „kundenfreundlich“ als Frau von der Gesellschaft zurückgesetzt fühlen.

Ich gebe diesem Buch 4 von 5 Sternen.