berlin in den jahren 1922/23 und das unzertrennliche trio

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blätterwald Avatar

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Nunmehr der dritte Band der Reihe um die drei Freunde Isi, Artur und Carl. Wohl auch der letzte. Leider. Man hat sich so an die Charaktere gewöhnt und ich würde gerne wissen, wie sie die Zeit der Naziherrschaft erleben. Doch das Ende ist schon ein Kracher, wenn man das mal so salopp ausdrücken kann. Auch wenn es wenig dramatisch scheint, steckt eine Menge dahinter.
Das Buch beginnt mit einer Szene, die einen fast schon den Atem raubt und man ist sofort in der Geschichte. Natürlich ist es von Vorteil, wenn man die anderen Bände gelesen hat. Dann weiß man gleich, worum es geht, und findet sich schneller zurecht.
Das Buch hat es in sich und es tröstet über den zweiten Band hinweg, der ein wenig geschwächelt hat. Die historischen Einwürfe und Fakten finde ich hier immer sehr hilfreich und unterstützen den Roman ungemein. Überhaupt ist hier auch Carl eine Bereicherung, da so Persönlichkeiten des Kinos mit zur Gestaltung beitragen. Und immer wieder die politischen Ereignisse dieser aufregenden Zeit und seien es nur die galoppierende Geldentwertung. Dieser ganze Rahmen wurde vom Autor bestens genutzt, ohne auch nur eine Seite langweilig oder reportagenhaft zu wirken. Beim Lesen kam ich mir immer vor, als würde ich direkt an den Schauplätzen sein, als wäre ich ein unsichtbarer Teil des Romans und das ist ein sehr deutlicher Pluspunkt für das Buch.
Die ganzen Abenteuer sind bezeichnend für die Zeit und die Drei verkörpern wie kaum jemand anderes auch den Zeitgeist, wenn auch eher den besseren. Man findet das alles ja auch in den heutigen Zeiten, von daher ist der Roman auch ein Spiegelbild der heutigen Zeit, finde ich.
Wie auch im Vorgänger wird hier aus der Sicht Carls erzählt. In diesem Roman gelangt er in die Fänge von Lang und der Ufa, und auch Lubitsch ist kurz wieder Thema, wie auch Murnau. Es wird kaum was ausgelassen, was zu der Zeit in der Kinobranche Deutschlands Rang und Namen hatte.
Carl ist das Bindeglied zwischen der lebhaften Isi und dem toughen Artur. Sie ergänzen einander und halten zusammen, selbst in den unmöglichsten und ausweglosesten Situationen. Sie verlieren, sie gewinnen. Aber sie halten zusammen, ihre Freundschaft besteht ewig, auch wenn es manchmal an die Grenzen dessen geht, was Freundschaft aushalten kann.
Es wird sehr schwungvoll erzählt, fast schon treibend, da tun die kleinen geschichtlichen Ausflüge richtig gut, um auch als Leser mal sich kurz ausruhen zu können. Und es gibt immer wieder die Verweise auf die Vorgeschichte des Trios. Man mag sagen, es handelt sich sehr um Stereotype, doch mir gefällt es, wie der Autor seine Protagonisten gezeichnet hat. Die Gefahr bestand zu jeder Zeit, dass alles ins Kitschige abdriften könnte. Gottseidank war das nicht der Fall, unter der Oberfläche des Romans wurden viele brisante Themen angesprochen. Und gerade das Ende hat es in sich, das gibt dem Leser noch eine Menge Futter zum Nachdenken.
Wer die ersten Romane mochte, wird auch hier nicht enttäuscht. Liebe, Betrug, Politik, Freundschaft, die wilden 20er Jahre und der aufkommende Nationalsozialismus, es gibt nichts, was es hier nicht gibt. Schade, dass man sich von den dreien verabschieden muss. Das Finale hatte ich so nicht erwartet, auch wenn es sich allmählich aufbaute. Ein sehr starkes Ende.
Es ist nicht die große Literatur, aber beste Unterhaltung auf einem hohen Niveau. Der Leser wird in die Zeit vor 100 Jahren entführt und das so gut, dass die Zeit beim Lesen verfliegt. Danke für die vielen Stunden, die man mit Isi, Carl und Artur verbringen durfte.