Muss man gelesen haben!

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Andreas Izquierdos Roman "Labyrinth der Freiheit" ist der 3. Band einer historischen Reihe, die drei Freunde zu Beginn der 20. Jahrhunderts, während des ersten Weltkrieges sowie in der Zeit danach in Berlin begleitet. Band 1 ("Schatten der Welt") erhielt zurecht 2021 den bronzenen Homer für den besten historischen Roman des Jahres. Aber auch Band 2 ("Revolution der Träume") sollte man gelesen haben, ehe man sich dem "Labyrinth der Freiheit" widmet.

Im Mittelpunkt stehen die drei Freunde Isi, Artur und Carl, welche sich in Band 1 als Heranwachsende große Pläne für die Zukunft ausmalen - jede:r auf seine und ihre Art. Der erste Weltkrieg trennt die Drei, jedoch treffen sie sich 1918 in Berlin wieder (Band 2). Isi - eine junge Frau mit einem enormen Gerechtigkeitssinn, einer Zunge wie einem Schwert und viel Energie - ist viel im linken politischen Spektrum unterwegs, bis sie einen Adeligen heiratet. Der schüchterne Carl macht seinen Weg als Kameramann bei der Ufa und Artur wird zur wichtigen Figur im Berliner Nachtclubleben und macht sich in dieser Szene ebenso Feinde wie die politisch engagierte Isi.

Diese ungewöhnliche Freundschaft steht auch im Zentrum von "Labyrinth der Freiheit". Neben einem spannenden Inhalt mit mitunter grausamen Passagen lebt das Buch auch von den authentisch geschilderten geschichtlichen Zusammenhängen und den vielschichtigen Charakteren. Und natürlich vom grandiosen Schreibstil des Autors.
Häufig verwendet er Personifikationen und Metaphern und erweckt durch diese detailreichen sprachlichen Bilder das verrückte Berlin der 20-er Jahre zum Leben. Als Ich-Erzähler fungiert ausgerechnet der zurückhaltendste der drei Freunde, der Kameramann Carl. Er gibt einen Einblick in die Entwicklung des Films in den 20-er Jahren, aber er begleitet und beobachtet auch das mitunter gefährliche Treiben seiner beiden Freunde.
Durch einen Wechsel der Erzählperspektive verfolgt der Leser aber auch das Treiben in Berlin aus der Sicht von Isi, die nicht nur in ihrem politischen Engagement und ihrem Einsatz für Gerechtigkeit Feinde auf sich zieht, sondern auch im privaten Bereich, und Artur, der als Nachtclubbesitzer eine Berliner Unterweltgröße darstellt.
Oftmals wird die Handlung sehr rasant erzählt, dann folgen herzerwärmende, zu Tränen rührende, komische oder tieftraurige Dialoge der Freunde. Hierin kommen die unterschiedlichen Charaktere besonders zum Tragen, jede einzelne Figur ist rhetorisch und anhand ihrer inneren Haltung sofort zu erkennen. Hier wird die Treue des Trios zueinander deutlich, hier werden Frotzeleien ausgetauscht und hier werden auch die politischen Entwicklungen in Berlin - in dem die Rechten immer stärker werden - diskutiert.

Fazit: Der Leser taucht mit den Protagonisten ein in den Strudel der Ereignisse im Berlin der 20-er Jahre. Man wird ebenso wie Carl, Isi und Artur mitgerissen von den Ereignissen, mal sind sie mehr Handelnde, mal Getriebene und Gejagte. Aber in jedem Fall ist es Wert, die drei zu begleiten.