Prägnantes Bild der frühen Zwanziger Jahre in Berlin

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mammutkeks Avatar

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Dass „Labyrinth der Freiheit“ der dritte Teil einer Trilogie ist, hab ich erst später bemerkt – die Nichtkenntnis der ersten beiden Teile war für mich auch nicht so störend, wenngleich einige Begebenheiten sicherlich mit Kenntnis der Vorgeschichte leichter zu verstehen wären.
Bei der Bewertung des Romans bin ich zwiegespalten. Positiv ist vor allem der Schreibstil, für mich ein literarisch ansprechender Stil, der sehr gut und angenehm zu lesen ist.
Die Geschichte an sich gehört auch zu den positiven Elementen – ein Blick ins Berlin der frühen Zwanziger Jahre – geprägt von Inflation, von den Erlebnissen im 1. Weltkrieg, vom immer weiter erstarkenden Nationalismus und Extremismus. Ein Bild, das – zwar romanhaft – aber aus meiner Sicht ziemlich realistisch beschrieben wird.
Eher unzufrieden bin ich mit der Personengestaltung. Der Wechsel der Perspektive vom Ich-erzählenden Carl zur allgemeinen Erzählung ist noch zu verkraften, auch wenn dadurch die weiteren Hauptfiguren (Isi und Arthur) ziemlich blass bleiben. Die Figur des Arthur ist dann auch die, mit der ich am wenigsten anzufangen weiß. Denn sie gehört zwar zum Freundeskreis, ist für mich aber eher unsympathisch. Außerdem erfahren die Leser:innen nur sehr wenig über ihn.
Negativ sind für mich auch die geschilderten Gewaltexzesse – die in der Ausführlichkeit für mich nicht nötig wären.
Außerdem verliert der Roman im Laufe der gut 500 Seiten nicht nur an Fahrt, sondern auch an Literarizität. So gibt es zwar eine Leseempfehlung von mir, allerdings mit leichten Einschränkungen. Und ich werde nachlegen und die ersten beiden Bände noch lesen – in der Hoffnung, noch mehr zu verstehen.