Mehr als nur die Frau an Churchills Seite

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Marie Benedict hat sich bereits für ihren vorherigen Roman „Frau Einstein“ eine Protagonistin ausgesucht, deren Ehemann wesentlich mehr im Licht der Öffentlichkeit stand als sie selbst. Das gilt definitiv auch für Clementine Churchill, der Ehefrau von Winston Churchill, der von 1940 bis 1945 sowie von 1951 bis 1955 Premierminister von Großbritannien war.

Clementine und Winston lernten sich bei einer Einladung einer entfernteren Verwandten von Clementine kennen. Beide stammten aus guten, aber nicht wohlhabenden Elternhäusern, Winston Churchill arbeitete aber schon fleißig an seiner politischen Karriere und (zumindest damals) sollte man dafür auch die passende Ehefrau an seiner Seite vorweisen können, die einen bei öffentlichen Anlässen begleitet und privat den Rücken frei hält und ihm eine Familie schenkt. Mit Clementine hat er eine gebildete Partnerin gefunden, die ihn unterstützt, ihm aber auch Ratschläge gibt, die er durchaus beherzigt. Für die Frauen in ihrem Land erreicht sie einen großen Fortschritt, indem ihr Engagement für das Frauenwahlrecht auch Winston Churchill zum Nachdenken bringt und auch in vielen weiteren Bereichen zeigt sie viel Einsatz.

So erfährt man im Roman viel darüber, was es bedeutete, in der damaligen, politisch zudem sehr ereignisreichen Zeit, die Partnerin eines bedeutenden Politikers zu sein, ohne sich diesem privat vollkommen unterzuordnen und auch politisch immer wieder Einfluss auf ihn zu nehmen und welche Konsequenzen das für ihr Privatleben hatte. Außerdem bietet der Roman natürlich auch einmal einen anderen Blickwinkel auf die historischen Ereignisse rund um den Zweiten Weltkrieg. Historische Fakten vermischen sich dabei mit einer Dosis Fiktion, aber man kann sich gut vorstellen, dass es so oder zumindest ähnlich ablief. Zwischenzeitlich kommt es aber auch mal zu einigen „Längen“, wo manches sich wiederholt oder etwas weniger ausführlich abgehandelt hätte werden können. Komplett „warm“ werde ich mit der doch sehr selbstbewussten und kämpferischen Clementine Churchill nicht, wahrscheinlich hätte sie mir aber auch ganz schön Respekt eingeflößt, wäre ich ihr damals in echt begegnet. Die Romanhandlung endet dann leider etwa mit Ende des Zweiten Weltkrieges, obwohl es auch spannend gewesen wäre, mitzuerleben, inwiefern sich Winston und Clementine Churchill in seiner zweiten Amtszeit verändert haben.