Die Geschichte ist vieles – und sie ist vieles nicht

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fellfluse Avatar

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Harlow ist Hackerin – und sehr gut auf ihrem Gebiet. Ihre Fähigkeiten nutzt sie Robin-Hood-like zum Guten und ermöglicht ihrem Bruder eine lebensrettende Operation. Leider macht sie einen Fehler und wird geschnappt. Und doch scheint das Schicksal auf ihrer Seite zu sein, denn statt ins Gefängnis führt sie ihre Straftat zu einem Studienplatz. Und das an einer der einflussreichsten Hochschulen, die nur die absoluten Überflieger aufnimmt und in ihren jeweiligen Fachgebieten fördert. Doch auch hier holt ihre Vergangenheit sie wieder ein.

Ich bin hin- und hergerissen. Ich freue mich sehr über alle Protagonistinnen, die aus dem MINT-Bereich kommen und richtig schlaue Köpfchen sind. Das finde ich eine tolle Entwicklung und wichtig auch für die Selbstwahrnehmung junger Mädchen. Das ist hier der Fall. Harlow ist Computer-Nerd und liebt alles, was Logik, Zahlen und Coding angeht. Das ist total sympathisch und auch gut dargestellt. Auch, dass ihr dafür das Interesse (und damit der Erfolg) in anderen Bereichen fehlt.

Dass sie auf dem Campus lauter Leuten begegnet, denen es genauso geht, nur mit ihrem jeweiligen Fachgebiet, finde ich hingegen überraschend. Warum? Weil Lakestone als College dargestellt wird, das nur die Allerbesten aufnimmt. Dass man sich durch sehr anspruchsvolle Auswahltests beweisen muss, bevor man überhaupt eine Chance bekommt (was Harlow natürlich überspringen darf, weil für sie andere Regeln gelten). Da halte ich es für unwahrscheinlich, dass solche superschlauen Studierenden an College-Mathematik scheitern. Abgesehen davon folgt wirklich jede Unterhaltung über die jeweiligen Schwerpunkte dem Muster was studierst du?/Fachrichtung xyz/Boah Wahnsinn, das könnte ich nicht in dem Bereich bin ich voll unbegabt.

Statt dass einfach mal eine Fachrichtung mit „cool“ oder „Spannend“ zur Kenntnis genommen wird ohne sich permanent voreinander zu verbeugen.
Gut finde ich, wie der Hintergrund der ComAll-App aufbereitet wird, das wirkt realistisch und auch der Bedarf danach erscheint mir logisch. Das Hacken von Harlow selbst aber bleibt oberflächlich dargestellt, als hätte man da nicht genug recherchiert, um wirklich, WIRKLICH zu verstehen, wie es funktioniert. Das bleibt irgendwie schemenhaft.

Die Liebesgeschichte ist nett. Konflikte werden halbwegs erwachsen gelöst, das finde ich angenehm, aber so richtige Spannung kommt da beim Lesen für mich nicht rüber. Es ist einfach eine College-Liebe, der ich die Ernsthaftigkeit noch nicht so ganz abnehme.

Insgesamt will das Buch ganz viel und macht auch sicherlich sehr viel richtig. Sehr viel aber eben auch nicht und am Ende war es für mich auch das letzte Buch einer möglichen Reihe.