Ich hatte etwas mehr erwartet...

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lasoso Avatar

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Ich kannte Linda Zervakis bereits aus diversen Fernseh- und Podcastformaten und fand sie dabei immer sympathisch und erfrischend, daher war ich sehr gespannt auf ihr Buch.

Den Start ihrer Geschichte fand ich bereits etwas irritierend. Der tiefgründige Prolog über den Tod der eigenen Mutter lies mich darauf schließen, dass ein familiärer Schicksalsschlag Linda dazu bewogen hat ihr gewohntes Umfeld zu verlassen und aufs Land zu fliehen. Der Text entpuppt sich im Laufe des ersten Kapitels aber als KI-generiertes Gedicht, das keinen offensichtlichen Bezug zum Rest des Buches hat. 

Die tatsächliche Geschichte ist weitaus weniger dramatisch: Nach dem Tod eines Wellensittichs (an dem Linda nicht ganz unschuldig war) beschließt sie mit ihrer Freundin Vivi ihren Frieden auf dem Land zu suchen. Dort wird sie mit einer neuen Lebenswelt konfrontiert und auf unterschiedlichste Weise von ihrem neuen Umfeld herausgefordert. Dabei hat man oft das Gefühl, dass Linda in ihrer eigenen Geschichte eher eine Nebenrolle spielt und Vivi den Lauf der Dinge bestimmt. Während ihre Mitbewohnerin sich ihren eigenen Brennnesseldünger anrührt und ihre Wäsche nur noch mit Waschnüssen wäscht, kommt Linda trotz der Idylle des Landlebens nach einem Jahr zu dem Resümee: "Ich bin einfach ein Kind der Stadt". 

Der Schreibstil ist humorvoll und liest sich flüssig, für meinen Geschmack allerdings manchmal zu gezwungen lustig. Ihre Anekdoten lassen einen zwar immer wieder schmunzeln, sind aber oft wahllos aneinandergereiht und der zeitliche Ablauf ist häufig wirr. 

Alles in allem eine nette Lektüre, aber ich hatte etwas mehr erwartet.