Die Kraft der Freundschaft und des Neubeginns

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mrs.beee Avatar

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"Lass uns noch bleiben" von Saskia Luka ist ein ruhiger, unaufgeregter Roman über die Kraft der Freundschaft und des Neubeginns. Mich hat das Buch leider nicht überzeugt. Die Handlung war nicht sonderlich spektakulär und wird bei mir nicht lange nachhallen.

Der Anfang des Romans beginnt so vielversprechend. Anna hat einen wundervollen Pflanzenladen und lebt ein isoliertes Leben in Berlin. Der einzige tägliche Kontakt besteht zu Henning. Henning besitzt ein Bücher-Antiquariat in Annas Nachbarschaft. Beide Figuren wirken authentisch und ich kann ihre Verlorenheit in der Welt nachvollziehen. Auch die Atmosphäre in dem Pflanzenladen und dem Antiquariat ist wundervoll beschrieben.

Die Handlung nimmt dann aber kaum Fahrt auf. Der Leser erfährt, dass Anna ihrer Freundin Vinka hinterhertrauert. Eines Tages taucht der lebensbejahende Bar-Besitzer Alex auf und langsam kommt Anna immer mehr aus ihrem Schneckenhaus heraus und macht sich auf die Suche nach Vinka. Anna findet langsam wieder zurück ins Leben.

Die Geschichte hat mich gelangweilt. Ich kann auch die Melancholie, die Anna durch den Verlust Vinkas umgibt, nicht ganz nachvollziehen. Anna kannte Vinka nicht lang. Sie weiß nicht einmal ihren Nachnamen. Generell wussten sie nicht viel voneinander. Die Trauer um Vinka finde ich hier einfach unrealistisch.

Trotz der Kürze des Romans (190 Seiten) waren mir manche Abschnitte zu langatmig. Das Ende war vorhersehbar und mir persönlich zu kitschig.

Saskia Luka setzt vor allem auf Stimmungen. Hier gelingt ihr eine einfühlsame Erzählweise und überzeugt durch eine bildhafte Sprache. Folgenden metaphorischen Vergleich finde ich besonders gelungen:

"Der zahme Vogel singt von Freiheit, der wilde Vogel fliegt." (S.97)


Oder auch diese Stelle im Buch fand ich wunderschön:


"Wusstest du, dass es Pflanzen gibt, die nur an einem ganz bestimmten Ort wachsen, unter ganz speziellen Bedingungen? (...) In einem bestimmten Gebirge zum Beispiel. Egal wie weit der Wind die Samen trägt, sie wachsen ausschließlich dort. Manchmal denke ich, ich bin so eine Pflanze. Ich versuche zu wachsen, aber am falschen Ort." (S. 138)

Die bildhafte, präzise und poetische Sprache finde ich wirklich gelungen. Hier schafft Saskia Luka es, Stimmungen und Momente für einen kurzen Moment lebendig wirken zu lassen.