Ultramarathon im Dschungel

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Jamie Freveletti hat mit „Lauf“ einen Thriller geschaffen, der in atemberaubendem Tempo durch den kolumbianischen Dschungel führt.

Entführt auf dem Weg ins kolumbianische Bogotá zerschellt ein amerikanisches Passagierflugzeug bei der Landung im Dschungel. Die überlebenden Passagiere werden von Guerilleros entführt, um ein Lösegeld zu erpressen – nur Emma Caldridge kann diesem entgehen, da sie beim Absturz vom Wrack weggeschleudert wurde. Nach und nach erfährt der Leser, dass das eigentliche Ziel der Entführer Emma war, weshalb nicht nur die Guerilleros auf sie Jagd machen. Es beginnt ein Katz und Maus Spiel im kolumbianischen Dschungel, dessen Ausgang mehr als einmal fraglich ist.

Zu Beginn macht „Lauf“ auf mich den Eindruck eines gewöhnlichen Thrillers, nach und nach wird der Leser jedoch auf die tatsächlichen Hintergründe der Flugzeugentführung gebracht. Gut gefällt mir hier, dass zunächst immer nur weitere Andeutungen gemacht werden und Emmas Auftrag und Grund für die Jagd nach ihr dem Leser nicht von Anfang an offensichtlich hingeworfen werden. Die ersten zwei Drittel des Buches haben mich daher wirklich gefangen gehalten, Freveletti legt ein unheimliches Tempo vor bei der Beschreibung der Jagd durch den Dschungel. Auch die Sequenzen, in denen das Schicksal der übrigen Überlebenden geschildert wird sind packend, wenn auch bisweilen sehr brutal. Sehr gut gemacht finde ich die Beschreibungen von Emmas Überleben im Dschungel, wie den einfachen Methoden, die sie anwendet um an Wasser zu kommen. Gegen Ende lässt das Buch in meinen Augen jedoch leider ein wenig nach. Durch zu viel Tempo erscheint es mir hier ein wenig unrealistisch, erst recht die Kampfszenen am Schluss. Auch den wahren Grund für die Jagd nach Emma finde ich ein wenig weit hergeholt, möchte jedoch nicht ausschließen, dass etwas derartiges tatsächlich möglich wäre und dann definitiv den Erfinder in den Blickpunkt mächtiger Interessensgruppen rücken könnte. Zudem finde ich etwas schade, dass der Leser im Verlauf des Buches immer wieder mit Hinweisen auf Emmas Auftrag bei Laune gehalten wird, dieser im ganzen jedoch etwas kurz kommt, und die Aufklärung, wer denn nun tatsächlich dahinter steckt leider auch nicht wirklich gegeben ist.

Trotz dieser Schwächen empfand ich „Lauf“ als spannenden Thriller, der zum eben mal nebenbei Lesen sicher gut geeignet ist!