Das durchsichtige Kind

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jori1020 Avatar

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Schon der Lipizzaner auf dem Cover weckt Assoziationen zur österreichisch-ungarischen Monarchie und stimmt gekonnt auf den Inhalt des Romans ein. Als Symbol für Glanz und Tradition, ist dies sehr passend gewählt für die Geschichte der adeligen Familie von Lázár.

Bereits auf den ersten Seiten eröffnet sich eine Welt, in der der äußere Glanz bald von inneren Rissen durchzogen wird. Die Familie von Lázár wirkt wie ein Relikt vergangener Größe, mehr Schein als Sein – und ihr schleichender Verfall scheint unausweichlich. Die Leseprobe lässt erahnen, dass der Untergang bereits in den ersten Zeilen mitschwingt.

Der Schreibstil ist außergewöhnlich. Teilweise fast poetisch, reich an Symbolik und Bildern, die zum Innehalten und Nachsinnen einladen. Viele Sätze sind so wohlgeformt, dass man sie am liebsten zweimal liest. An anderen Stellen wiederum besticht der Stil durch eine nüchterne, beinahe stakkatoartige Direktheit, die den Kontrast zur opulenten Sprache noch verstärkt – und genau das macht für mich den Reiz aus.

Ein großes Lob an den Autor – besonders in Anbetracht seines jungen Alters. Diese sprachliche Reife und erzählerische Dichte versprechen ein eindrucksvolles literarisches Erlebnis.