Adelsfamilie

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brianna Avatar

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Das Cover zeigt ein weißes Pferd, einen Schimmel, vielleicht einen Lippizzaner- eine Rasse, für die Slowenien berühmt wurde. Im starken Kontrast zu dieser (barocken) Szenerie erscheint in Schrift in einem starken Gelb, das nicht wirklich dazu paßt.

Der erste Eindruck des Erstlingswerkes "Lázár" von Nelio Biedermann war fesselnd und berührend zugleich.

Ein Kind, Lajos, wird geboren, "durchsichtig" ist es, doch gesund, bescheiningt der Arzt.
Der Vater, ein Baron, auch nur der 2. in der Rangfolge, herrscht nur, weil sein Bruder Imre psychisch krank ist, und denkt sogleich an Kindsmord, als er Lajos erblickt.
Seine Mutter Maria hingegen, offenbar schwer depressiv, hatte eine Affäre mit dem Stallmeister, dessen Ergebnis Lajos ist.

Was mich zu Beginn für das Buch einnahm, war vor allem der Schreibstil des Autors.
Auch könnte die Handlung des Buches gut als Grundlage zu einer Verfilmung dienen. Die Umsetzung im weiteren Verlauf konnte mich nicht überzeugen, vieles blieb zu schnell abgehandelt, unaufgelöst, ungesagt.

Die Geschichte der Familie umfasst mehrere Jahrzehnte und zeigt auch den geschichtlichen Wandel in Ungarn während diesem langen Zeitraums auf, das Ende der Monarchie,
vor allem aber auch die innerfamiliären Konflikte, die durch Neid, Eifersucht, Verachtung und des damaligen typischen Umgangs mit den Kindern (Züchtigung, Aufenthalt im Internat) geprägt sind.
Zugleich spielen Suizide, schwerster Alkoholismus und immer wieder extreme sexualisierte Szenen (Gedanken und Phantasien, die detailliert beschrieben werden) eine - zu wichtige - Rolle.
Die Figuren blieben blaß, zum Großteil unsympathisch und ich konnte mich nur wenig mit ihnen identifizieren.

Lange Schachtelsätze sorgen für eineLangatmigkeit und Anstrengung, die angepriesene Leichtigkeit fand ich jedenfalls nicht.

Für mich war diese Familiengeschichte einer ungarischen Adelsfamilie sehr überfrachtet, unauflöst und hat bis auf den wunderschönen poetischen und detallierten Schreibstil in höherer Sprache nur wenig Freude gemacht.