Anspruchsvolle Familiensaga im kriegsgeprägten 20. Jahrhundert

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gluecksfee Avatar

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„Lazar“ handelt von der ungarischen Adelsfamilie, die über mehrere Generationen, Umbrüche und Kriege hinweg versucht, ihren Weg durchs Leben zu finden - inspiriert durch die eigene Biografie des Autors.

Die Ereignisse in dem Buch sind von einer gewaltigen Fülle. Es ist eine Familiensaga, die sich in einem schnellen Tempo entwickelt. Die kurzen Kapitel führen zu einem regelmässigen Szenenwechsel. Es werden grosse Themen angesprochen: Psychische Gesundheit, familiäre Konflikte, Krieg und Flucht, politische Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Stellenweise musste ich das Buch weglegen, da explizite Beschreibungen über den Krieg vorkommen. Dennoch hat Biedermann eine unglaublich spannende Welt geschaffen, in der ich insgesamt gerne meine Lesestunden verbracht habe.

Leider konnten mich nicht alle Figuren berühren. Viele bleiben eher oberflächlich und sind sich insbesondere in der ersten Hälfte des Buches doch sehr ähnlich. Dies hat mich enttäuscht, da die Familiengeschichte doch ein Schwerpunkt des Werks darstellt.

Der Schreibstil hat mich vollkommen überzeugt. Durch die poetische, ergreifende und bildhafte Sprache gelingt es Biedermann eine Welt zu schaffen, die den Leser vollständig in ihren Bann zieht. Biedermanns Sprache schafft eine mythische (an manchen Stellen sogar idyllische) Atmosphäre. Er spielt auch oft mit traumähnlichen Szenen, in denen die Realität und Traum ineinander übergehen. Die Komplexität der Sprache schätze ich als eher hoch ein, was die Lektüre entsprechend anspruchsvoll macht.

Ein Buch, das noch lange nach der Lektüre nachhallt und mich zutiefst beeindruckt hat. Ich empfehle das Werk allen, die nach einer anspruchsvollen Lektüre suchen.