Der Untergang der ungarischen Aristokratie: Größenwahnsinnig und schmerzhaft schön
Lázár begleitet das Leben der ungarischen Adelsfamilie von Lázár über drei Generationen, vom Beginn des 20. Jahrhunderts und den letzten Jahren des Habsburgerreichs über den zweiten Weltkrieg, die folgende Enteignung und Stalinisierung bis hin zur Flucht in die Schweiz und gibt so einzigartige und nicht weniger unterhaltsame Einblicke in das Leben, Lieben, Leiden und Schicksals des ungarischen Landadels im Strudel der Weltgeschichte.
Im Mittelpunkt: ein mystisches Waldschloss auf dem Land und ein glänzendes Budapest als Amüsement der Aristokratie und Spielball der Weltmächte. Die Mystik, die das Waldschloss der Familie umgibt, wird immer wieder in der Handlung aufgegriffen, die oft beinahe märchenhaft-gruselig wirkt: ein verwunschener Wald, Geister und Aberglaube spielen eine zentrale Rolle in der Familiengeschichte.
Biedermanns Figuren werden beleuchtet in ihrer Reaktion und dem Umgang mit den jeweiligen Herausforderungen ihrer Epoche, der individuellen Familiensituation und nicht zuletzt dem materiellen wie immateriellen Erbe der vorherigen Generationen und wie sie darauf reagieren. Die Vater-Sohn-Beziehung ist dabei ein wiederkehrender Fokus, ebenso die Frage von Männlichkeit, Bestätigung und nicht zuletzt auch weiblicher Emanzipation im Handlungsverlauf. Nicht selten zweifeln die Figuren nicht nur an ihrem Dasein, sondern verzweifeln auch daran: Suizid, Alkoholismus etc. sind in der Familienchronik keine Ausnahmen. In all den Irrungen und Wirrungen der Familie kam mir oft Tolstoi in abgewandelter Form in den Sinn: jede Generation ist auf ihre Art unglücklich.
Dem Autor gelingt es in die Tiefe der menschlichen Psyche sowie unserer Gesellschaft zu schauen. In Lázár und seinen Figuren verhandelt er zentrale Konzepte wie u.a. Krieg, Liebe, Traumata, Tod und Trauer, Schuld und Verantwortung sowie auch Feminismus. Dabei spricht bis zum Ende so oft eine Lebensweisheit aus den Zeilen, dass man meint Zeugin des Lebenswerks eines sehr alten, weisen Menschen zu sein. Dieser Eindruck wird verstärkt durch vielfältige, geistreiche Referenzen aus Kunst, Literatur, Musik und Philosophie, die die Handlung durchziehen.
Lázár als Debütroman zu bezeichnen erweckt wohl falsche Erwartungen, bzw. werden diese vermutlich weit übertroffen. Viel näher als klassischen Debüts steht Lázár monumentalen Familienromanen. Auch sprachlich meint man kaum einen 22 Jährigen hinter den Zeilen zu vermuten, so reif, wohlüberlegt und der Zeit der Erzählung angepasst, wirken Wortwahl, Ausdruck und Komposition. Nach etwas mehr als 300 Seiten meint man einen Epos von mindestens 600 Seiten gelesen zu haben, so dicht und bildlich ist der Erzählstil.
In Anspruch und Umsetzung scheint Lázár für einen jungen Autor absolut größenwahnsinnig und ist verblüffenderweise vollkommen gelungen und „schmerzhaft schön“, ein Ausdruck und Bild, das beispielhaft für das zarte und zugleich kraftvolle Erzählen Biedermanns steht. Ein außergewöhnliches Werk in jeder Hinsicht und in diesem Fall vollkommen zu recht gefeiert!
Im Mittelpunkt: ein mystisches Waldschloss auf dem Land und ein glänzendes Budapest als Amüsement der Aristokratie und Spielball der Weltmächte. Die Mystik, die das Waldschloss der Familie umgibt, wird immer wieder in der Handlung aufgegriffen, die oft beinahe märchenhaft-gruselig wirkt: ein verwunschener Wald, Geister und Aberglaube spielen eine zentrale Rolle in der Familiengeschichte.
Biedermanns Figuren werden beleuchtet in ihrer Reaktion und dem Umgang mit den jeweiligen Herausforderungen ihrer Epoche, der individuellen Familiensituation und nicht zuletzt dem materiellen wie immateriellen Erbe der vorherigen Generationen und wie sie darauf reagieren. Die Vater-Sohn-Beziehung ist dabei ein wiederkehrender Fokus, ebenso die Frage von Männlichkeit, Bestätigung und nicht zuletzt auch weiblicher Emanzipation im Handlungsverlauf. Nicht selten zweifeln die Figuren nicht nur an ihrem Dasein, sondern verzweifeln auch daran: Suizid, Alkoholismus etc. sind in der Familienchronik keine Ausnahmen. In all den Irrungen und Wirrungen der Familie kam mir oft Tolstoi in abgewandelter Form in den Sinn: jede Generation ist auf ihre Art unglücklich.
Dem Autor gelingt es in die Tiefe der menschlichen Psyche sowie unserer Gesellschaft zu schauen. In Lázár und seinen Figuren verhandelt er zentrale Konzepte wie u.a. Krieg, Liebe, Traumata, Tod und Trauer, Schuld und Verantwortung sowie auch Feminismus. Dabei spricht bis zum Ende so oft eine Lebensweisheit aus den Zeilen, dass man meint Zeugin des Lebenswerks eines sehr alten, weisen Menschen zu sein. Dieser Eindruck wird verstärkt durch vielfältige, geistreiche Referenzen aus Kunst, Literatur, Musik und Philosophie, die die Handlung durchziehen.
Lázár als Debütroman zu bezeichnen erweckt wohl falsche Erwartungen, bzw. werden diese vermutlich weit übertroffen. Viel näher als klassischen Debüts steht Lázár monumentalen Familienromanen. Auch sprachlich meint man kaum einen 22 Jährigen hinter den Zeilen zu vermuten, so reif, wohlüberlegt und der Zeit der Erzählung angepasst, wirken Wortwahl, Ausdruck und Komposition. Nach etwas mehr als 300 Seiten meint man einen Epos von mindestens 600 Seiten gelesen zu haben, so dicht und bildlich ist der Erzählstil.
In Anspruch und Umsetzung scheint Lázár für einen jungen Autor absolut größenwahnsinnig und ist verblüffenderweise vollkommen gelungen und „schmerzhaft schön“, ein Ausdruck und Bild, das beispielhaft für das zarte und zugleich kraftvolle Erzählen Biedermanns steht. Ein außergewöhnliches Werk in jeder Hinsicht und in diesem Fall vollkommen zu recht gefeiert!