Familienbande
Lázár ist eine Familienchronik und doch wieder nicht. Die Geschichte von Sándor und Mária, Imre, Lájos und Lilly, Ilona und Kurt, Pista und Eva wird durch Familienbande zusammengehalten, das ja. Gleichzeitig sind alle als Menschen jedoch einer ständigen, sie eisern im Griff haltenden Einsamkeit unterworfen, der auch der Wandel der Zeiten und die sie umgebenden und betreffenden Ereignisse der Geschichte (von der KuK Donaumonarchie über das sich den Nazis anschließende und dann besetzte Ungarn bis in die Zeit der UdSSR reichend) nichts anhaben kann. Als verlorene Seelen streifen sie durch die ersten zwei Drittel des 20. Jahrhunderts, unentwegt auf der Suche nach sich selbst und ohne Erfolg, sich zu finden. Das macht den Roman unendlich melancholisch und obwohl der Text sich literarisch schön und leicht lesen lässt, bleibt bei mir Schwermut zurück, sodass ich nicht sicher bin, ob ich mich freue, die Bekanntschaft dieses Erstlings von Nelio Biedermann gemacht zu haben.