Gutes Buch mit teilweise fragwürdigem Frauenbild

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alocasia Avatar

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„Lázár“ ist ein spannender und atmosphärisch dichter Roman, der vor allem durch seine Sprache und die psychologische Tiefe überzeugt. Die Geschichte zieht einen schnell hinein, sie ist geheimnisvoll, düster und gleichzeitig fein beobachtet. Der Autor hat ein gutes Gespür für Stimmungen und dafür, wie widersprüchlich Menschen sein können.

Trotz all dieser Stärken hat mich beim Lesen etwas gestört: das Frauenbild in dem Buch. Manche Szenen wirken überholt oder einfach unreflektiert. Besonders schwierig fand ich, dass ein Mann fälschlicherweise einer Vergewaltigung beschuldigt wird. So etwas ist ein heikles Thema, das hier ohne wirkliche Notwendigkeit eingebaut wurde und leicht falsche Vorstellungen bestärken kann. Für die Handlung wäre das gar nicht nötig gewesen.

Vielleicht liegt das daran, dass der Autor noch sehr jung ist und manche Dinge unbewusst übernimmt. Dabei merkt man eigentlich, wie klug und sprachlich stark er ist. „Lázár“ zeigt viel Talent und Tiefe, aber auch, dass zu einem wirklich reifen Roman mehr gehört als eine gute Sprache, nämlich auch Verantwortung für das, was man erzählt. 3,5/5 Sterne