Nelio Biedermanns Lázár: Der Niedergang eines ungarischen Adelshauses im 20. Jahrhundert

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yannickrieke Avatar

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In Lázár erzählt Nelio Biedermann die turbulente Geschichte einer ungarischen Adelsfamilie durch die Wirren und Wendungen des 20. Jahrhunderts. Dabei nimmt er uns mit durch die beiden Weltkriege, die Zeit der Sowjetunion und zeigt, wie politische und gesellschaftliche Umbrüche das Leben einzelner Generationen prägen.

Trotz des langen erzählten Zeitraums und der Vielzahl an Figuren gelingt es dem Autor, die Charaktere klar voneinander abzugrenzen und ihnen Tiefe zu verleihen. Ihre Hoffnungen, Ängste und Entscheidungen sind nachvollziehbar, sodass man sich leicht in ihre Schicksale hineinversetzen kann. Besonders beeindruckend ist, wie Biedermann es schafft, historische Ereignisse mit persönlichen Geschichten zu verweben, ohne dass dabei der eine Aspekt den anderen überlagert.

Dank des hervorragenden, feinfühligen Schreibstils entfalten auch die Schrecken des Krieges und die schweren Schicksalsschläge, die die Figuren ereilen, eine bedrückende Wirkung – ohne je ins Pathetische abzurutschen. Stattdessen bleibt der Ton authentisch und respektvoll, was die emotionale Wucht des Romans noch verstärkt.

Umso bemerkenswerter ist, dass Nelio Biedermann erst 22 Jahre alt ist. Vielleicht trägt auch seine eigene Herkunft dazu bei: Biedermanns Familie stammt selbst von einem ehemaligen ungarischen Adelshaus ab.

Lázár ist damit nicht nur die Erzählung vom Niedergang eines Adelshauses, sondern auch ein vielschichtiges Panorama des 20. Jahrhunderts in Osteuropa. Der Roman verbindet historische Genauigkeit mit Literatur und schafft es, große Geschichte in den kleinen Geschichten einer Familie lebendig werden zu lassen.

Wer sich für Familienepos, europäische Zeitgeschichte oder fein gezeichnete Charaktere interessiert, findet in diesem Roman die richtige Lektüre.