Overhypte Mittelmäßigkeit

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rnascout Avatar

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Nelio Biedermanns Roman „Lazar“ schlägt ja gerade Wellen. Da werden direkt die großen Vergleiche ausgepackt, z.B. mit Thomas Manns Buddenbrooks. Kann man machen, tut dem Buch aber unrecht. Einige Punkte mag ich hierzu feststellen: Biedermann hantiert gekonnt mit der deutschen Sprache. Er tut das für sein Alter ungewohnt filigran. Sein Wortschatz ist überdurchschnittlich groß und seine Sätze schön zu lesen.
Lazar ist dann aber leider trotzdem kein sehr gutes Buch. Warum? Biedermann erzählt die Geschichte einer Familie über mehrere Jahrzehnte hinweg. Dabei tritt keines der Familienmitglieder in den Mittelpunkt. Ein paar Stunden nach Ende der Lektüre muss ich mich bemühen, mich an die einzelnen Familienmitglieder zu erinnern. Es sind gute Ausschnitte dabei, die es an sich auch wert gewesen wären, detaillierter ausgearbeitet zu werden. Alleine, das Buch bringt das nicht mit. Was ich zu schätzen weiß, sind die gelungenen Einblicke in die eingearbeitete ungarische Landesgeschichte.
Und so schürft Biedermann an der Oberfläche dieser generationenübergreifenden Geschichte und verpackt alles in seine tolle Sprache. Als Leser musste ich mich durch Längen kämpfen und vergesse das Buch recht schnell wieder. Schade. Aber da gab es dieses Jahr schon bessere deutschsprachige Neuerscheinungen.